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Aktenzeichen:

Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) (020), 43 St 1/22m

Veröffentlicht durch:

OStA Wien (038), 14 OStA 59/22a

Bekannt gemacht am:

09.02.2024


Entscheidungsdatum:

21.12.2023

Einstellungsgrund

§ 190 Z 2 StPO


 Zur Verdachtslage:

Ursprung des gegenständlichen Ermittlungsverfahrens war die Übergabe eines USB-Sticks mit Daten vom Mobiltelefon des Mag. M*** K*** sowie zwei Sachverhaltsdarstellungen des Dr. P*** P***, die Bezug auf in diesen Datenbeständen befindliche Chatverläufe nahmen. Aus einem der abgebildeten Chatverläufe zwischen Mag. W*** S***, Mag. M*** K*** und weiteren Personen ergab sich im Zusammenhang mit der Besetzung der Planstelle des stellvertretenden Landespolizeidirektors der LPD *** insbesondere, dass der damalige Bundesminister für Inneres Mag. W*** S***, ursprünglich geneigt war, eine Ernennung der seines Erachtens geeigneten Bewerberin Dr. A*** J*** vorzunehmen (vgl. Nachricht vom 28. März 2017, 20:50 Uhr), über Andringen seines Kabinettschefs Mag. M*** K*** (vgl. Nachricht vom 28. März 2017, 21:55 Uhr) letztlich jedoch sein „Einverständnis“ („OK“) erklärte, dass die Ernennung „unseres“, mithin eines der ÖVP zuzuordnenden und lt. Mag. M***K*** „gleich guten“ Bewerbers (Mag. F*** E***) vorbereitet wird (vgl. Nachricht vom 28. März 2017, 22:07 Uhr). Zu einem noch festzustellenden Zeitpunkt zwischen 28. März 2017 und 01. Mai 2017 bestellte Mag. W*** S*** schließlich Mag. F*** E*** zum Leiter des Geschäftsbereiches B der LPD *** (Wirksamkeit 01. Mai 2017).

Das Vorliegen (auch) der subjektiven Tatseite war durch den dargestellten Chatverkehr hinreichend indiziert. Insbesondere schrieb Mag. M*** K*** in einer weiteren Nachricht vom 28. März 2017, 22:09 Uhr, dass er, als er gesehen habe, „dass wir unseren Kandidaten durchbringen“, daran gedacht habe, „den Sozen zu zeigen, wo der Hammer hängt“. Daraus erhellt, dass die Ernennung des von Mag. K*** als „gleich gut“ eingestuften Kandidaten ausschließlich aus unsachlichen, parteipolitischen Motiven erfolgte und dies die Beteiligten (Mag. W*** S*** und Mag. M*** K***) auch wussten.

Aufgrund dieser Sachverhaltsdarstellungen und der übergebenen Daten bestand gegen Mag. W*** S*** der Anfangsverdacht (§ 1 Abs 3 StPO), dieser habe in *** und andernorts zu nachgenannten Zeitpunkten im Zeitraum 28. März 2017 bis 01. Mai 2017 als Bundesminister für Inneres, sohin als Beamter, mit dem Vorsatz, die Republik Österreich an ihrem Recht auf Ernennung der bzw. des nach sachlichen Kriterien bestgeeigneten Bewerberin bzw. Bewerbers auf die ausgeschriebene Position des  stellvertretenden Landespolizeidirektors der LPD *** und die Bewerberin Dr. A*** J*** an ihrem Recht auf Gleichbehandlung im Bewerbungsverfahren ungeachtet einer allfälligen Mitgliedschaft oder Nähe zu politischen Parteien zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht, indem er unter Missachtung des für die Verwaltung geltenden Sachlichkeitsgebotes die Ernennung des stellvertretenden Landespolizeidirektors (§ 7 Abs 1 SPG) als Bundesminister genehmigte, und zwar indem er

        1) am 28. März 2017 seinem Mittäter, dem damaligen Kabinettschef Mag. M*** K*** – wenngleich über dessen Andringen - die Weisung erteilte, eine Ernennung des Mag. F*** E*** auf die Planstelle des stellvertretenden Landespolizeidirektors der Landespolizeidirektion *** vorzubereiten;

2) zu einem noch festzustellenden Zeitpunkt im Zeitraum 28. März 2017 bis 01. Mai 2017 Mag. F*** E*** aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen zum stellvertretenden Landespolizeidirektors der Landespolizeidirektion *** bestellte.

Mag. M*** K*** , gegen den das Ermittlungsverfahren bereits von der Staatsanwaltschaft ***  eingeleitet worden war, stand in diesem Zusammenhang im Verdacht, als damaliger Kabinettchef im Bundesministerium für Inneres, somit als Beamter, mit dem Vorsatz, dadurch die Republik Österreich an ihrem Recht auf Ernennung der bzw. des nach sachlichen Kriterien bestgeeigneten Bewerberin bzw. Bewerbers auf die ausgeschriebene Position des  stellvertretenden Landespolizeidirektors der LPD *** und die Bewerberin Dr. A*** J*** an ihrem Recht auf Gleichbehandlung im Bewerbungsverfahren ungeachtet einer allfälligen Mitgliedschaft oder Nähe zu politischen Parteien zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht zu haben, in dem er an der Ernennung des Mag. F*** E*** mitwirkte und diesen aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen der Mitbewerberin Dr. A*** J*** vorzog. Insbesondere bestand gegen Mag. M*** K*** in diesem Zusammenhang auch der Verdacht, dass dieser auf die Begutachtungskommission im Bewerbungsverfahren zum stellvertretenden Landespolizeipräsidenten der LPD *** Einfluss genommen hätte, um diese zu einer – auf unsachlichen Motiven beruhenden – schlechteren Beurteilung der aussichtsreichen Gegenkandidaten des MR Mag. F*** E***, Dr. A*** J*** und HR. Dr. M*** L***, zu bewegen.

Aufgrund des am 05. April 2022 eingelangten Berichtes des Bundesamtes zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung vom 04. April 2022 ergab sich schließlich auch gegen die Vorsitzende der im Zusammenhang mit der Ausschreibung des stellvertretenden Landespolizeipräsidenten der LPD *** tätig gewordenen ständigen Begutachtungskommission (Dr. M*** K***) sowie gegen ein weiteres Mitglied dieses Gremiums (G*** Z***) der Anfangsverdacht des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 StGB.

Konkret war Dr. M*** K*** verdächtig, im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit als Vorsitzende der Begutachtungskommission im Bewerbungsverfahren zum stellvertretenden Landespolizeipräsidenten der LPD ***, sohin als Beamtin, ihre Befugnisse wissentlich und mit Schädigungsvorsatz dadurch missbraucht zu haben, dass sie am 05. April 2017 aus unsachlichen parteipolitischen Beweggründen (vgl hiezu Nordmeyer, WK² StGB § 302 Rz 118 mwN), die aussichtsreichen Gegenkandidaten des (als „im höchsten Maße geeignet“ eingestuften) Mag. F*** E***, nämlich Dr. A*** J*** und Dr. M*** L*** unter Nutzung ihres Dirimierungsrechtes als „lediglich“ „in hohem Maße geeignet“ einstufte. Gegen ein weiteres Mitglied dieser Kommission (G*** Z***), das ebenfalls für eine Beurteilung der genannten Mitbewerber des Mag. *** als „lediglich“ „in hohem Maße geeignet“ votierte, richtete sich der inhaltsgleiche Verdacht.

Dieser Verdacht beruhte im Wesentlichen auf dem erwähnten Bericht des BAK sowie insbesondere der darin wiedergegebenen Chat-Nachricht des Mag. M*** K*** vom 28. März 2017 an den damaligen Bundesminister für Inneres, Mag. W*** S***, wonach „die Kommission stehe und eigentlich alles eingehängt sei“. Diese Mitteilung indizierte in Zusammenschau mit dem weiteren Chatverlauf, dass  Dr. M*** K*** und ein weiteres Mitglied der Begutachtungskommission (G*** Z***) die aussichtsreichen Mitbewerber des Mag. F*** E***, Dr. A*** J*** und Dr. M*** L***, aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen „lediglich“ als „in hohem Maße geeignet“ bewertet haben.

 

Nach Durchführung sämtlicher im gegenständlichen Ermittlungsverfahren indiziert gewesenen Ermittlungsmaßnahmen und nach Abschluss der Ermittlungen des Bundesamtes zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung war von nachstehendem Sachverhalt auszugehen:

Am 12. Dezember 2016 wandte sich die Landespolizeidirektion *** an die Abteilung I/1 im Bundesministerium für Inneres (Personalabteilung) und teilte mit, dass die Funktion des Leiters des Geschäftsbereiches *** der Landespolizeidirektion *** per 1. Jänner 2017 aufgrund der Versetzung der Vorgängerin (Dr. M*** K***) in das BMI (Zentralleitung) vakant werde und daher auszuschreiben sei. Zudem wurde das Bundesministerium für Inneres um Zustimmung zum Ausschreibungstext ersucht. Diese Genehmigung der Ausschreibung wurde vom Bundesministerium für Inneres schließlich vorab mündlich und in weiterer Folge auch schriftlich am 13. Dezember 2016 erteilt.

Aufgrund der Bedeutung der ausgeschriebenen Planstelle kam es sehr bald dazu, dass sich viele Personen im Bereich des BMI und der LPD *** für den genannten Besetzungsvorgang zu interessieren begannen. Insbesondere der damalige Leiter des Geschäftsbereiches *** der LPD ***,  K*** M***, stand der am 20. Jänner 2017 beim Landespolizeipräsidenten von *** eingegangenen Bewerbung der Dr. A*** J***, die diese bereits vorab gegenüber dem Polizeipräsidenten von ***, Dr. P***, kommuniziert hatte (ZV J***), überaus kritisch gegenüber und tauschte sich diesbezüglich mit dem damaligen Kabinettschef im BMI, Mag. M*** K***, aus. Zu dieser Zeit war größtenteils auch bereits bekannt, dass sich auch  Mag. E*** aus der Zentralleitung für diese Planstelle bewerben wird. Am 23. Jänner 2017 wandte sich K*** M*** via Chatnachricht an Mag. K*** und fragte an, ob man „nicht sicherheitshalber auch eine Frau ins Rennen schicken solle, die ihre Bewerbung dann allenfalls zurückzieht“ und ergänzte, dass er sich Sorgen mache. Nachdem Mag. K*** sinngemäß geäußert hatte, dass er diesbezüglich keine Idee habe, schlug K*** M*** die damalige Landespolizeidirektorin von ***, Dr. M*** KO***, vor und merkte an, dass selbige unschlagbar wäre und so Dr. J*** allenfalls zum Zurückziehen bewogen werden könne. Mag. K*** versprach daraufhin, dass er mit Dr. KO*** sprechen werde, was er in weiterer Folge jedoch nicht tat (ZV Dr. KO***).

Auch dem Polizeipräsidenten Dr. P*** teilte K*** M*** seine Bedenken betreffend die Bewerbung der Dr. J*** mit, da er sich Sorgen um das gute Betriebsklima „im Haus“ machte, das er selbst nach der Zusammenführung von Behörde und Wachkörper im Jahr 2012 geschaffen hatte (ZV M***). Diese Bedenken teilte - ungeachtet seiner Freundschaft mit Dr. J*** - auch Dr. P***. Dr. P*** war insbesondere der Ansicht, dass die berufliche Erfahrung der Dr. J*** primär in Bereichen stattgefunden habe, die im Geschäftsbereich A der LPD *** zu finden seien, nicht aber in Bereichen aus dem bei der Bewerbung relevanten Geschäftsbereich B. Weiters hatte er aufgrund des Umstandes, dass Dr. J*** keinerlei Erfahrung im staatspolizeilichen Bereich hatte, Bedenken. Dies mit Blick darauf, dass eben dieser Tätigkeitsbereich den Hauptaufgabenbereich des Geschäftsbereiches B darstellte. Auch befürchtete er, dass es Dr. J*** beim schwierigen Interessenausgleich zwischen dem BMI (ÖVP) und der Stadt *** (SPÖ) an Kompromissbereitschaft mangeln könnte. Abgesehen davon veranlassten auch die Spannungen zwischen dem Leiter des Geschäftsbereiches A (K*** M***) und Dr. J*** den Polizeipräsidenten zur Sorge, da er Konfrontationen zwischen seinen beiden unmittelbaren Stellvertretern und generelle Unruhe in der Behörde befürchtete (ZV Dr. P***).

Aufgrund der Tatsache, dass es bei diesem Ernennungsvorgang letztlich um die Besetzung eines seiner unmittelbarer Stellvertreter ging, tauschte sich auch Dr. P*** mit Kabinettschef Mag. K*** über den Bewerbungsvorgang aus und teilte ihm seine Bedenken betreffend Dr. J*** sowie seinen Wunsch nach einem Kandidaten aus der Zentralleitung mit. Letzteres begründete Dr. P*** im Wesentlichen damit, dass er sich von einer derartigen Besetzung eine bessere Kommunikation zwischen LPD und BMI erwarte (Stellungnahme Mag. K***).

Etwa zeitgleich wurde aus der Politik wiederholt der Wunsch an Dr. P*** herangetragen, dass Dr. J*** als Nachfolgerin wünschenswert wäre, zumal eine Frau der Vorgängerin Dr. K*** nachfolgen solle. Insbesondere seitens der SPÖ wurde dieser Wunsch nach einer Nachfolgerin geäußert (ZV Dr. P***). In diesem Zusammenhang tauschte sich Dr. P* auch mit Dr. F*** R***, dem damaligen Landespolizeidirektor von ***, über den Besetzungsvorgang aus. Dr. R*** war in diesem Zusammenhang auch mit Mag. K*** im Kontakt, der persönlich ebenfalls den Kandidaten Mag. E*** favorisierte. In diesem Zusammenhang kam es auch zu Korrespondenz zwischen Dr. R*** und Mag. K***, im Zuge derer Dr. R*** am 16. März 2017 via Chatnachricht mitteilte, dass er Dr. P*** bestärkt habe, Dr. J*** zum „Zurückziehen“ zu bewegen. Dies  quittierte Mag. K*** mit einem „Perfekt“ (ZV Dr. R***). Hintergrund dieser Korrespondenz war eine Gesprächsrunde bei einer Fortbildungsveranstaltung, im Zuge derer Dr. R*** nach einem Gespräch mit Dr. P*** und anderen Teilnehmern den Eindruck gewonnen hatte, Dr. J*** trage sich mit dem Gedanken, ihre Bewerbung zurückzuziehen bzw. werde das nach Rücksprache mit Dr. P*** tun (ZV Dr. R***). Einen entsprechenden Versuch, Dr. J*** zum Zurückziehen ihrer Bewerbung zu bewegen, unternahm Dr. P*** jedoch nicht.

Nachdem er von der Bewerbung des Mag. E*** erfahren hatte, war Dr. P*** klar, dass sich somit ein „Topkandidat“ bewirbt, der alle fachlichen und persönlichen Voraussetzungen erfüllt und insbesondere umfangreiche Erfahrung im Bereich Verfassungsschutz aufweist. Bei den Frauen waren für ihn lediglich Dr. KO*** und Dr. J*** denkbar, wobei Dr. KO*** erwartungsgemäß abgewunken hatte und er Dr. J*** aus den oben dargestellten Gründen in dieser Funktion „nicht wollte“. Betreffend den Kandidaten Mag. E*** bestand hingegen die Befürchtung, dass die SPÖ (als damalige Koalitionspartnerin) die Nichternennung der Dr. J*** dahingehend verwenden könnte, dass man „in der ÖVP als Frau nichts werden kann“ (ZV Dr. P***).

Im Rahmen einer daraufhin - im Zusammenhang mit dem gegenständlichen Bewerbungsvorgang - stattgefundenen Unterredung mit Dr. K***, der scheidenden Leiterin des Geschäftsbereiches B und Vorsitzenden der ständigen Begutachtungskommission, teilte Dr. P*** dieser mit, dass seitens der SPÖ für die Kandidatin Dr. J*** interveniert worden sei. Über deren Nachfrage, „wen er sich denn wünsche“, beklagte Dr. P*** die geringe Kompromissbereitschaft der Dr. J*** gegenüber der Zentralstelle sowie das schlechte Klima zwischen Dr. J*** und dem Leiter des Geschäftsbereiches A, K*** M*** (BV Dr. K***).

Aufgrund der genannten Ausschreibung übermittelten schließlich Mag. F*** E***, *** E***, B.A. M.A. M.A., Mag. P*** G***, HR Mag. Dr. M*** L***, M.A., OR Mag. M*** M***, B.A., Dr. A*** J*, HR Dr. C*** H*** und Mag. M*** R*** fristgerecht ihre Bewerbungsersuchen an den Landespolizeipräsidenten von ***.

Dr. J*** kommunizierte ihre erfolgte Bewerbung über Anraten des damaligen Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit, Mag. K*** K***, auch gegenüber Mag. M*** K***, der ihr gegenüber angab, dass er mit „offenem Visier“ arbeite, er an ihrer fachlichen Qualifikation keinen Zweifel hege, sein Kandidat aber Mag. E*** sei (ZV Dr. J***). Auch im Rahmen eines Gesprächs des Mag. K*** mit der Vorsitzenden der ständigen Begutachtungskommission, Dr. M*** K***, die gesagt hatte, dass sie sich die Bewerberin Dr. J*** sehr gut als ihre Nachfolgerin vorstellen könne, äußerte Mag. K***, dass sein Favorit Mag. E*** sei. Daraufhin teilte Mag. K*** Dr. K*** diesbezüglich ergänzend mit, sie solle sich auf die Fakten und die Laufbahndaten konzentrieren, er wolle lediglich, dass das Gutachten „nicht von der Gleichbehandlungskommission zerpflückt“ wird (BV Dr. K***; Stellungnahme Mag. K***).

Dr. P*** sowie K*** M*** und Dr. R*** hofften bis zuletzt, dass Dr. J***, die insbesondere K*** M*** und Dr. P*** nicht in der angestrebten Position haben wollten, ihre Bewerbung zurückzieht, wobei Dr. J*** von den genannten Personen diesbezüglich jedoch nie angesprochen wurde (ZV Dr. P***).

Seitens der LPD *** wurden daraufhin die Mitglieder der im konkreten Fall zuständigen ständigen Begutachtungskommission für die Sicherheitsverwaltung (siehe hiezu BV Dr. K*** ON 34 S 13; Stellungnahme Mag. K***), MR Dr. M*** K***, General K*** M***, CI H*** S*** und KI G*** Z***) zur die Ausschreibung des Leiters des Geschäftsbereiches B der LPD *** betreffenden Sitzung am 5. April 2017 eingeladen und erhielten im Anhang auch die Bewerbungsunterlagen der Kandidaten.

Die ständige Begutachtungskommission bei der LPD ***, deren Vorsitzende im Zeitraum 1. Jänner 2015 bis 31. Dezember 2019 – trotz ihres Wechsels in die Zentralstelle per 1. Jänner 2017 – Dr. M*** K*** war, hielt schließlich am 5. April 2017 ihre Sitzung ab und verfasste hierüber eine Niederschrift im Sinne des Ausschreibungsgesetzes. Mitglieder dieser Kommission, die die eingegangenen Bewerbungen bewerten sollte, waren die oben angeführten Mitglieder, wobei General K*** M*** jedoch verhindert war und von Dr. W*** T*** (als vom Dienstgeber entsandtes Mitglied) vertreten wurde. CI H*** S*** war das vom Zentralausschuss für die Bediensteten des öffentlichen Sicherheitswesens beim BMI entsandte Mitglied, während KI G*** Z*** als von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst entsandtes Mitglied fungierte. Obstlt. M*** H***, B.A. MBA, nahm als Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen gemäß § 10 Bundes-Gleichbehandlungsgesetz als „Mitglied mit beratender Stimme“ teil.

Nach Feststellung des fristgerechten Einlangens der Bewerbungen und Präzisierung der Ausschreibungsvoraussetzungen (Definition von „Leitung“ bzw. „langjähriger Erfahrung“) wurde von der Kommission festgehalten, dass „orientiert an den Aufgabenbereichen des Leiters des Geschäftsbereiches B Kenntnissen und Fähigkeiten aus den Bereichen Verfassungsschutz und Sicherheits- und Verwaltungspolizei, Personal-, Grundsatz und Rechtsangelegenheiten besondere Bedeutung zugemessen werden“.

Der Vorsitzenden Dr. K*** waren zum Zeitpunkt der Sitzung mit Ausnahme des MR Mag. F*** E*** und des OR S*** E*** alle Bewerber um die ausgeschriebene Planstelle persönlich bekannt (BV Dr. K***).

Im Rahmen der Sitzung der Kommission am 05. April 2017 (10:00 Uhr – 13:00 Uhr) wurden schließlich die Bewerber (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..) beurteilt (ZV Dr. T***).

Zu einer Kontaktaufnahme mit den Kommissionsmitgliedern vor deren Sitzung zum Zwecke der Beeinflussung derselben war es nicht gekommen (ZV Dr. T***; ZV S***, Stellungnahme Z***). Auch die Vorsitzende Dr. K*** hatte vor der Sitzung lediglich die bereits dargestellten Gespräche mit Mag. K*** und Dr. P* geführt (BV Dr. K***).

Bei der Bewertung der Kandidatin Dr. A*** J*** wurde in der Niederschrift festgehalten… (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Betreffend MR Mag. F*** E*** wurde vermerkt (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Betreffend OR S*** E***, BA MA MA wurde festgehalten,...(….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Beim Bewerber HR Mag. G*** wurden (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Beim Bewerber KR Dr. C*** H***...(….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Betreffend HR Dr. M*** L*** wurde in der Niederschrift betont,… (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Bei OR Mag. M*** M***, BA wurden… (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Beim Bewerber HR Mag. M*** R*** wurde vermerkt,… (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..).

Für die Vorsitzende waren bei der Beurteilung der Dr. A*** J*** und des HR Dr. M*** L*** als „in hohem Maße geeignet“ ausschlaggebend, dass selbige – anders als der Bewerber MR Mag. E*** (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..) (BV Dr. K***).

Die Abhaltung eines Hearings wurde von der Begutachtungskommission als nicht erforderlich erachtet und fand im Jahr 2017 generell noch relativ selten bzw. fast nie statt. Auch von der im Ausschreibungsgesetz eingeräumten Möglichkeit der Abgabe eines eigenen Gutachtens der unterlegenen Mitglieder wurde im gegenständlichen Fall nicht Gebrauch gemacht. Generell wurden derartige Gutachten in der Praxis nie angefertigt (ZV H***; ZV Dr. T***, ZV S***, BV Dr. K***).

Ebenfalls noch am 5. April 2017 erstellte die Kommission schließlich ein Gutachten, in dem neuerlich die Ausschreibungserfordernisse, die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche der zu besetzenden Funktion, die von den Bewerbern erwarteten Kenntnisse und Fähigkeiten sowie die Beurteilung der Bewerber lt. Niederschrift zusammengefasst wurden.

Am 6. April 2017 übermittelte ein Mitarbeiter der LPD *** schließlich via E-Mail den „Besetzungsvorschlag Leiter GB B“ samt Beilagen an das Präsidium der Sektion I im Bundesministerium für Inneres. Am 7. April 2017 leitete eine Mitarbeiterin diese E-Mail an Mag. M*** K*** weiter, der sie wiederum an die Abteilung I/1 (Personalangelegenheiten) des BMI sandte.

Parallel dazu informierte der Landespolizeipräsident von ***, Dr. G*** P***, am 6. April 2017 den damaligen Landeshauptmann von ***, Dr. M*** H***, gemäß § 7 Abs 1 Sicherheitspolizeigesetz darüber, dass die ständige Begutachtungskommission MR Mag. F*** E*** als einzigen Bewerber als in höchstem Ausmaß geeignet beurteilt habe und man beabsichtige, dieser Empfehlung folgend die Funktion mit MR Mag. F*** E*** zu besetzen. Aufgrund der engen Fristen wurde in diesem Schreiben um eine allfällige Stellungnahme binnen zehn Tagen ersucht.

Ebenfalls mit Schreiben vom 6. April 2017 informierte der Landespolizeipräsident von *** die Sektion I im BMI über das Gutachten der ständigen Begutachtungskommission, schloss sich selbigem an und beantragte, „den einzigen als in höchstem Ausmaß für geeignet befundenen Bewerber, MR Mag. F*** E*, mit der ausgeschriebenen Funktion zu betrauen“. Ergänzend hielt Dr. P*** in seinem Schreiben fest, dass „unter Zugrundelegung der Beurteilung der Bewerber MR Mag. F*** E*** bei Zusammenschau aller fachlichen und sozialkommunikativen Ausschreibungskriterien am bestgeeigneten für die ausgeschriebene Funktion erscheine und daher beantragt werde, der beabsichtigten Funktionsbesetzung zuzustimmen“.

Im BMI beabsichtigte man daraufhin, dem Ersuchen des Landespolizeipräsidenten zuzustimmen. Zeitgleich wurde das Erfordernis der Zustimmung durch das Bundeskanzleramt vor der dauernden Betrauung bzw. Ernennung sowie das Erfordernis festgehalten, den Zentralausschuss für die Bediensteten des öffentlichen Sicherheitswesens im Sinne des B-PVG von der beabsichtigten Personalmaßnahme in Kenntnis zu setzen. Letzteres erfolgte schließlich mit Schreiben vom 11. April 2017.

Mit Schreiben vom 18. April 2017 nahm der Landeshauptmann von *** im Sinne des § 7 Abs 1 SPG Stellung zur beabsichtigten Besetzung und führte aus, dass sich eine Mehrzahl hochqualifizierter Personen aus dem Amtsbereich des BMI aber auch darüber hinaus beworben habe. Da es sich bei der ausgeschriebenen Funktion um eine der höchsten Führungspositionen der Landespolizeidirektion *** und eine Funktion mit zentraler Bedeutung für die Sicherheit in *** handle, sei seines Erachtens eine eingehende Prüfung der Eignung der Bewerber von besonderer Wichtigkeit, weshalb die Unterlassung eines Hearings verwundere. Wie eine dem Objektivitätsgebot, aber auch dem gesetzlich festgelegten Gebot der Frauenförderung entsprechende Beurteilung ohne ein derartiges Hearing erfolgen habe können, erschließe sich ihm nicht, sodass die Voraussetzung für eine sachgerechte Zustimmung zu dieser Besetzung im Rahmen seines Anhörungsrechtes gemäß § 7 SPG nicht vorlägen. Dieses Schreiben leitete die Personalabteilung der LPD *** am 19. April 2017 der Sektion I des BMI weiter.

Am 20. April 2017 teilte der Vorsitzende des Zentralausschusses für die Bediensteten des öffentlichen Sicherheitswesens dem BMI mit, dass man sich in der Sitzung vom 19. und 20. April mit der Planstellenbesetzung befasst habe und der „Einteilung“ des MR Mag. F*** E*** zustimme. Von dieser Zustimmung des Zentralausschusses informierte die Abteilung I/1 des BMI am 21. April 2017 den Landespolizeipräsidenten von ***.

Noch am selben Tag übermittelte die Landespolizeidirektion *** der Sektion I des BMI den Antrag auf Ernennung des MR Mag. F*** E*.

Am 17. Mai 2017 stimmte schließlich das Bundeskanzleramt, Sektion III, nach entsprechender Antragstellung durch die Abteilung I/1 des BMI, der befristeten Ernennung des MR Mag. F*** E*** auf die Planstelle der VGr.A1, FGr. 7 mit Wirksamkeit vom Ernennungstag zu.

Letztlich wurde der Ernennungsvorgang im BMI von Sektionschef Mag. M*** K*** am 22. Mai 2017 „abgezeichnet“ und „vorapprobiert“ und vom Bundesminister für Inneres, Mag. W*** S***, am 27. Mai 2017 genehmigt.

Nach Unterfertigung wurde der Antrag (Formular 1a) unter Anschluss von zwei Resolutionsentwürfen an die Präsidentschaftskanzlei übermittelt.

Seitens der Präsidentschaftskanzlei (Mag. Dr. F***) wurde daraufhin moniert, dass eine befristete Ernennung immer mit dem Tag der Besetzung bzw. Betrauung durch den Bundespräsidenten vorgenommen werden müsse. Eine Ernennung „mit Wirksamkeit vom Ernennungstag sei rechtlich nicht zulässig, sodass im Ernennungsantrag und im Resolutionsentwurf die Wirksamkeit stehen müsse, auch wenn selbige rückwirkend sei. Weiters wurde thematisiert, dass „in nächster Zeit“ bei Ernennungsanträgen auch der Grund des Freiwerdens des Arbeitsplatzes, das Ausschreibungsdatum und gegebenenfalls die Zustimmung des Landeshauptmannes anzuführen seien. Für den konkreten Fall wurde seitens des BMI zugesichert, einen neuen Ernennungsantrag mit Wirksamkeit 1. Mai 2017 sowie einen neuen Resolutionsentwurf vorzulegen.

Zu einem nicht mehr konkret festzustellenden Zeitpunkt erfolgte schließlich die Übermittlung des aktualisierten Ernennungsantrages sowie des Resolutionsentwurfes. Dieser Antrag enthielt wiederum die Unterschrift des Bundesministers Mag. W*** S***. Als Datum der Genehmigung durch die Bundesregierung war der 10. Juni 2017 vermerkt. Die Stellungnahme des Landeshauptmannes von *** war auch dieser Vorlage nicht angeschlossen, was für die Präsidentschaftskanzlei aber aufgrund des Umstandes, dass § 7 Abs 1 SPG lediglich ein Anhörungsrecht des Landeshauptmannes vorsieht, keinerlei Relevanz hatte (ZV Dr. F***).

Am 22. Juni 2017 übermittelte die Präsidentschaftskanzlei schließlich die Entschließung des Bundespräsidenten an das BMI, woraufhin die Gegenzeichnung durch Bundesminister Mag. W*** S*** erfolgte.

Das Ernennungsdekret für MR Mag. F*** E*** wurde vom BMI schließlich am 27. Juni 2017 an den Landespolizeipräsidenten von *** und am 29. Juni 2017 an die Personalabteilung der LPD gesandt.

Es kann nicht nachgewiesen werden, dass MR Dr. M*** K*** als Vorsitzende der Begutachtungskommission im Bewerbungsverfahren zum stellvertretenden Landespolizeipräsidenten der LPD ***, sohin als Beamtin, ihre Befugnisse wissentlich und mit Schädigungsvorsatz missbraucht hätte, indem sie aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen die aussichtsreichsten Gegenkandidaten des als „in höchstem Maße“ geeignet eingestuften Mag. F*** E***, nämlich Dr. A*** J*** und HR Dr. M*** L***, MA, unter Ausnutzung ihres Dirimierungsrechtes als „lediglich“ „in hohem Maße geeignet“ einstufte. Auch beim Kommissionsmitglied ChefInsp. G*** Z*** kann nicht nachgewiesen werden, dass dieser aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen die Mitbewerber des Mag. F*** E*** als „lediglich“ „in hohem Ausmaß geeignet“ bewertet und hiedurch seine Befugnisse als Beamter wissentlich und mit Schädigungsvorsatz missbraucht hätte. 

Nicht nachzuweisen ist auch, dass der damalige Kabinettschef des BMI, Mag. M*** K***, sowie der damaligen Bundesminister für Inneres, Mag. W*** S***, ihre Befugnisse im Zusammenhang mit dem verfahrensgegenständlichen Bewerbungs- und Ernennungsvorgang wissentlich und mit Schädigungsvorsatz missbraucht hätten.

Konkret ist nicht nachzuweisen, dass Mag. M*** K* auf die ständige Begutachtungskommission Einfluss genommen hätte, um diese zu einer – auf unsachlichen Motiven beruhenden – schlechteren Beurteilung der aussichtsreichen Gegenkandidaten des MR Mag. F*** E***, Dr. A*** J*** und HR. Dr. M*** L***, zu bewegen. Auch im Zusammenhang mit dem „Abzeichnen“ und der „Vorapprobation“ des Ernennungsvorganges am 22. Mai 2017 ist ein wissentlicher und von einem Schädigungsvorsatz getragener Befugnismissbrauch des Mag. K*** nicht nachzuweisen.

Betreffend den damaligen Bundesminister für Inneres, Mag. W*** S***, kann nicht nachgewiesen werden, dass dieser seine Befugnisse missbrauchend und mit Schädigungsvorsatz, im Wissen um eine schlechtere bzw. „nur“ gleich gute Eignung des MR Mag. F*** E*** im Vergleich zu dessen Gegenkandidaten, dem auf diesen lautenden Ernennungsantrag an den Bundespräsidenten am 27. Mai 2017 sowie einem aktualisierten Ernennungsantrag zu einem nicht mehr konkret festzustellenden Zeitpunkt im Juni 2017 zugestimmt und in weiterer Folge die Entschließung des Bundespräsidenten gegengezeichnet sowie das Ernennungsdekret unterfertigt hätte.

 

Vorhandene Beweismittel und Würdigung:

Die für die dargestellten Sachverhaltsannahmen relevanten Beweismittel wurden größtenteils bereits im Rahmen der obigen Sachverhaltsschilderung in Klammer angeführt. Diesbezüglich ergab das gegenständliche Ermittlungsverfahren auch keine gegenteiligen Beweisergebnisse.

 

Zur Verantwortungen der Beschuldigten:

Der Viertbeschuldigte, das Kommissionsmitglied ChefInsp. G*** Z***, der im Rahmen der Sitzung der Begutachtungskommission mit der Vorsitzenden MR Dr. M*** K*** „mitgestimmt“ hatte, übermittelte zum Tatvorwurf eine Stellungnahme vom 1. August 2022, in der er im Wesentlichen ausführte, dass er lediglich als Vertreter der GÖD zur verfahrensgegenständlichen Sitzung der ständigen Begutachtungskommission entsandt worden sei und sich vor der Sitzung anhand der übermittelten Unterlagen ein Bild von den Kandidaten gemacht habe. Er habe Dr. J*** als „in hohem Maße“ und Mag. E*** als „in höchstem Maße“ geeignet bewertet, ohne dass irgendjemand diesbezüglich zuvor mit entsprechenden Wünschen an ihn herangetreten wäre. Mit beiden Bewerbern habe er weder dienstlich noch privat jemals Kontakt gehabt. Seine Beurteilung habe auf seiner persönlichen und subjektiven Einschätzung der Kandidaten beruht, nicht jedoch auf parteipolitischen Erwägungen. Ein Durchwinken eines Kandidaten habe es nicht gegeben. Vielmehr habe es in der Kommissionssitzung eine rege Diskussion und divergierende Standpunkte gegeben. Letztlich habe die Vorsitzende dann dirimiert. Für ihn sei der wesentliche Punkt für Mag. E*** gewesen, dass dieser (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..)

 

Die Vorsitzende der genannten Begutachtungskommission, MR Dr. M*** K***, äußerte sich im Rahmen ihrer Vernehmung vom 24. August 2022 umfangreich zum gegen sie bestehenden Tatverdacht. Konkret führte sie dabei aus, dass sie seit 2003 oder 2004 Vorsitzende der ständigen Begutachtungskommission in der BPD bzw. später LPD *** gewesen sei und nie politische Funktionen ausgeübt habe. Sie sei lediglich Mitglied in der Kameradschaft der Exekutive Österreichs (KdEÖ). In der Sitzung seien die Bewerber nach ihren Fähigkeiten beurteilt worden. Für sie sei Dr. J*** „lediglich“ als „in hohem Maße geeignet“ zu beurteilen gewesen, da (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Sie habe in ihren Sitzungen generell immer wenig davon gehalten, alle Bewerber gleich zu beurteilen, da es ihr wichtig gewesen sei, dass die Bewertung der Bewerber auch im Verhältnis zu einander stimmig sei. Dass Dr. J*** nur in hohem Ausmaß geeignet gewesen ist, tue ihr selbst leid, da sie selbige persönlich kenne und schätze und sich selbst eine Frau als Nachfolgerin gewünscht habe. Dirimiert habe sie zudem auch bei der Kandidatin Mag. M***, da (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Zur Chatnachricht des Mag. K***, „Kommission steht und eigentlich ist alles eingehängt“, könne sie sagen, dass es im Bereich der LPD *** zwei ständige Begutachtungskommissionen gebe, wobei eine für die Verwendungsgruppe A1 und eine zweite für die Verwendungsgruppe E1 zuständig sei. Entsprechend der jeweiligen Gruppe werde entweder ein Zentralausschuss-Mitglied des Zentralausschusses Sicherheitsverwaltung oder ein Zentralausschuss-Mitglied des Zentralausschusses des öffentlichen Sicherheitswesens zur Begutachtungskommission entsandt. Dies sei im gegenständlichen Fall nicht ganz klar gewesen, worauf Mag. K*** mit „die Kommission steht“ allenfalls Bezug genommen haben könnte. Zudem habe es Koordinierungsbedarf zwischen dem Landespolizeipräsidenten und dem Kabinett bezüglich der Einbindung des Landeshauptmannes im Sinne des § 7 SPG gegeben, allenfalls habe Mag. K*** dies mit „eingehängt“ gemeint. Sie sei unglücklich über ihre Vorsitzführung gewesen, da es den Eindruck gemacht habe, sie bestimme selbst über ihre Nachfolge. Sie habe mit Mag. K*** vor der Sitzung einmal gesprochen und ihm gesagt, dass sie sich Dr. J*** als ihre Nachfolgerin gut vorstellen könne. Daraufhin habe Mag. K*** aber gesagt, er habe mit Mag. E*** einen anderen Favoriten, den er sich gut vorstellen könne. Weiters habe er ihr dann noch gesagt, sie solle sich auf die Fakten und die Laufbahndaten konzentrieren. Er wolle nur, dass das Gutachten nicht von der Gleichbehandlungskommission zerpflückt werde. Dies habe für sie bedeutet, dass sie ein korrekt und gut begründetes Gutachten abliefern sollte. MR Mag. E*** habe sie damals persönlich nicht gekannt, alle anderen Bewerber mit Ausnahme von Obstlt. EI*** aus dem Burgenland schon. In der Niederschrift seien betreffend Dr. J*** auch (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Sie habe zu Beginn der Sitzung die „Highlights“ der Bewerber den übrigen Kommissionsmitgliedern vorgetragen. Dann habe jeder seine Stimme abgegeben und am Ende sei dann der entsprechende Passus zum Bewerber bzw. zur Bewerberin formuliert worden. Dann hätten alle Mitglieder das Gutachten und die Niederschrift gelesen und erforderlichenfalls korrigiert, woraufhin selbiges gedruckt worden sei. Was Mag. K*** in der Chatnachricht an Mag. S***, wonach „unser Kandidat gleich gut sei“, gemeint hat, könne sie nicht sagen. Mag. K*** habe ihr aber – wie oben bereits erwähnt – gesagt, dass er MR Mag. E*** favorisiere. Für sie und die Kommissionsmitglieder habe dies aber keine Relevanz gehabt, da die Mitglieder unabhängig und Weisungen daher unzulässig gewesen seien. Zudem hätten sowohl die ausschreibende Stelle als auch der Bundesminister ungeachtet der Ansicht der Kommission anders entscheiden können. Allenfalls habe Mag. K*** mit „unser Kandidat“ auch auf die Mitgliedschaft des Mag. E*** im KdEÖ angespielt.

Zur weiteren Nachricht des Mag. K*** bezüglich die Bewerberin Dr. J***, wonach „der Präsident sie nicht wolle und die Fraktion durchdrehe“, könne sie nur sagen, dass Dr. P*** ihr von Interventionen zugunsten der Dr. J*** seitens der SPÖ erzählt und Bedenken aufgrund deren geringer Kompromissbereitschaft gegenüber der Zentralstelle sowie aufgrund des Betriebsklimas mit dem Leiter des Geschäftsbereiches A der LPD *** gehabt habe. Bei der angesprochenen „Fraktion“ wisse sie nicht, ob Mag. K*** die FCG oder die FSG gemeint habe. Sie habe sich gut auf die Sitzung der Begutachtungskommission vorbereitet, habe sich dann aber auch von den Meinungen der anderen Kommissionsmitglieder inspirieren lassen. In Summe habe für sie jedenfalls immer eine Abstufung von Mag. E*** zu den anderen Bewerbern bestanden. (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..). Sie habe generell nie ein Hearing der Kandidaten gemacht. Im gegenständlichen Fall sei dies auch entbehrlich gewesen, da die Bewerber allesamt zwei oder drei Mitgliedern der Kommission bekannt gewesen seien und die Eignung auch anhand der Unterlagen bewertbar gewesen sei. Außer mit Mag. K*** und Dr. P*** habe sie vor der Kommissionssitzung mit niemandem über die Bewerber gesprochen. Politische Erwägungen hätten beim verfahrensgegenständlichen Ernennungsvorgang ihres Erachtens keine Rolle gespielt. Sie wisse etwa durch persönliche Bekanntschaft, dass einer der Kandidaten „eher schwarz“, einer „eher rot“ und Dr. J*** keiner Fraktion bzw. Partei zuzuordnen gewesen sei. Bei allen drei Bewerbern habe sie letztlich von ihrem Dirimierungsrecht Gebrauch gemacht.

 

Der Zweitbeschuldigte Mag. M*** K***, der damalige Kabinettschef im Bundesministerium für Inneres, nahm zum Tatvorwurf schriftlich am 19. Oktober 2022 Stellung und führte dabei – nach Erörterung des rechtlichen Rahmens des verfahrensgegenständlichen Ernennungsvorganges – aus, dass der bestgeeignete Bewerber zum Zug gekommen sei und er keinerlei strafbares Verhalten zu verantworten habe. Seines Erachtens habe die Position des Leiters des Geschäftsbereiches B der LPD *** Kenntnisse und Fähigkeiten betreffend Arbeitsabläufe der LPD *** erfordert, wie sie im Grunde nur ein „gelernter Polizist“ haben konnte. Mag. E*** habe seine Laufbahn im Jahr 1982 als Polizist begonnen und sei ab 1989 dienstführender Beamter gewesen. Er sei dann ins BMI gewechselt und als Legal Advisor für das BVT tätig gewesen. Ab 2013 habe er im BMI die Leitung der Abteilung Sicherheitsverwaltung übernommen. Kernbereich dieser Abteilung seien Themen des Geschäftsbereiches B der LPD *** gewesen. Es liege auf der Hand, dass ein Bewerber, der im Bereich der ausgeschriebenen Stelle bereits tätig geworden und mit den Abläufen vertraut ist, zwischen den anderen Bewerbern hervorrage. Zudem habe er aufgrund seiner Leitungsfunktion im BMI bereits über Personalmanagementwissen verfügt. Dr. J*** habe zwar über ein breit gefächertes Erfahrungsspektrum verfügt, ihr habe jedoch der polizeiliche Einschlag gefehlt, der für die ausgeschriebene Stelle erforderlich gewesen sei. Insbesondere habe sie keine Erfahrung im Bereich Verfassungsschutz aufgewiesen. Insgesamt habe sie auch weniger Erfahrung im sicherheitspolizeilichen Bereich gehabt. Ein Hearing sei für die Begutachtungskommission nicht notwendig gewesen, da sich selbige auf Basis der in den Bewerbungen erliegenden „hard facts“, also Berufserfahrung und Qualifikation, ein ausreichendes Bild der Kandidaten habe machen können. Für ihn seien die vom Landeshauptmann von *** aufgrund des nicht durchgeführten Hearings geäußerten Zweifel an einem dem Objektivitätsgebot entsprechenden Bewerbungsverfahren nicht nachvollziehbar. Die Erwägung der Vorsitzenden der Begutachtungskommission, die Bewerber auch zueinander in ein angemessenes Verhältnis zu setzen, wodurch die Gegenbewerber hinter Mag. E*** zurückblieben, sowie der Gebrauch des Dirimierungsrechtes seien berechtigt gewesen. Er habe nie Einfluss auf die Mitglieder der Kommission genommen. Diese hätten ihre Stimme aus eigenem Antrieb abgegeben. Letztlich habe die Kommission mit Mag. E*** den bestgeeigneten Bewerber für die ausgeschriebene Position vorgeschlagen. Er sei als damaliger Kabinettschef zweifellos eine „Informationsdrehscheibe“ und somit Empfänger zahlreicher Wünsche und Anfragen gewesen. Dabei habe er sich aber nie von sachfremden Motiven leiten lassen. Der Polizeipräsident Dr. P*** habe sich nach dem Ausscheiden der Dr. K*** an ihn gewandt und seinen Wunsch nach einem Kandidaten aus der Zentralleitung geäußert, weil er sich von einem solchen eine bessere Kommunikation mit selbiger erwartet habe. Damals sei die Bewerbung der Dr. J***, die von zahlreichen Vorsprachen aus der Politik begleitet gewesen sei, bereits im Raum gestanden. Dr. P*** habe ihm mitgeteilt, dass er Dr. J*** fachlich sehr schätze, jedoch Bedenken habe, ob selbige ins Gefüge der LPD *** passt und eine gute Zusammenarbeit möglich ist. Diese Einschätzung habe auch er geteilt. Darauf, nämlich die Bedenken an der Eignung der Dr. J*** für eine Führungsfunktion, habe sich auch seine Chatnachricht, wonach die „Fraktion durchdrehe“ bezogen. Dabei sei es nicht um parteipolitische Motive, sondern Zweifel an einem funktionierenden Zusammenspiel der drei Leitungsorgane der Polizei in *** gegangen. Sowohl er, als auch Dr. P*** hätten Mag. E*** für besser geeignet gehalten. Dies habe er auch in der Chatnachricht gemeint, in der er über „unseren Kandidaten“ geschrieben habe. Eine parteipolitische Konnotation habe dies nicht gehabt, zumal Mag. E*** kein Mitglied einer Partei sei. Seine eigene Beurteilung der Dr. J*** komme auch in seiner Nachricht an Mag. S*** zum Ausdruck, wonach „Teile stimmen, Teile nicht“. Eine verbotene Intervention sei das nicht. Vor der Kommissionssitzung habe er auch mit Dr. K*** über Dr. J*** und Mag. E*** gesprochen und dabei kommuniziert, dass sein Favorit Mag. E*** sei. Er habe dabei jedoch klar und deutlich kommuniziert, dass sich die Vorsitzende bei ihrer Beurteilung auf die Fakten und Laufbahnen konzentrieren und ein Gutachten erstellen solle, das vor der Gleichbehandlungskommission Bestand hat. Damit habe er unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die Vorsitzende ein den gesetzlichen Vorgaben entsprechendes Gutachten erstellen solle. Das habe Dr. K*** auch verstanden. Zu Dr. J*** habe er nie Kontakt gehabt. Als Kabinettschef sei es sein Ziel gewesen, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen dem BMI und der LPD *** zu stärken. In diesem Zusammenhang sei auch die Chatnachricht „wir bringen unseren Mann durch“ zu sehen. Dabei sei es lediglich um das legitime Interesse gegangen, künftig mit einem dem BMI nahestehenden Vizepräsidenten der LPD *** zusammenarbeiten zu können. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund der für ihn nicht nachvollziehbaren Bedenken des Landeshauptmannes von *** am Vorgehen der Begutachtungskommission. Nach dem SPG komme dem Landeshauptmann lediglich ein Anhörungs-, nicht jedoch ein Mitwirkungsrecht zu. Die sehr direkt geäußerten Wünsche des Landeshauptmannes hätten ihn geärgert. Das sei auch der Hintergrund seiner Chatnachricht, man könne „den Sozen zeigen, wo der Hammer hängt“. Die weitere Chatnachricht betreffend die Kandidatin Dr. J*** habe Mag. S*** offenkundig kopiert und ihm zur Meinungsäußerung weitergeleitet. Mit der Äußerung vom 28. März 2017 (somit zwei Wochen vor der Kommissionssitzung), wonach „die Kommission stehe und eigentlich alles eingehängt sei“, habe er gemeint, dass es kaum noch möglich gewesen wäre, neue Kandidaten einzubringen. Darüber hinaus sei der Bundesminister nicht an die Beurteilung der Begutachtungskommission gebunden gewesen und hätte jeden Kandidaten aussuchen können. Es wäre daher gar nicht notwendig gewesen, dass der Wunschkandidat am besten beurteilt wird. Tatsächlich sei es aber auch nie zu einer entsprechenden Einflussnahme gekommen.

 

Der Beschuldigte Mag. W*** S*** äußerte sich zum gegen ihn bestehenden Tatverdacht im Rahmen einer Stellungnahme vom 25. November 2022 und erläuterte eingangs im Wesentlichen den Ablauf des verfahrensgegenständlichen Ernennungsvorganges. In selbigem habe die Begutachtungskommission MR Mag.  E***im Rahmen einer mehrstündigen Sitzung als einzigen Bewerber als „in höchstem Maße geeignet“ beurteilt. Hinweise dahingehend, dass die Kommission zu Gunsten des Kandidaten Mag. E*** von den ihr vorgegebenen Beurteilungskriterien abgewichen sei, hätten sich für ihn nicht ergeben. In Summe sei der Ernennung des Mag. E*** ein ausschließlich auf Sachlichkeit beruhendes Verfahren vorausgegangen. Er selbst habe letztlich lediglich dem auf den Ergebnissen der ständigen Begutachtungskommission der LPD *** beruhenden Vorschlag des Landespolizeipräsidenten der LPD *** zugestimmt. Die Ernennung habe schließlich der Bundespräsident mit Entschließung vorgenommen, während er lediglich als Formalakt das Ernennungsdekret unterzeichnet habe. Der Vorwurf, er habe Mag. E*** aus unsachlichen, parteipolitischen Erwägungen zum stellvertretenden Landespolizeidirektor der LPD *** bestellt, gehe daher ins Leere. Seine Zustimmung zur Ernennung sei ausschließlich von sachlichen Motiven, nämlich dem Ergebnis der ständigen Begutachtungskommission geleitet gewesen. Richtig sei, dass er sich via Chat mit Mag. K*** zu persönlichen Meinungen hinsichtlich der Planstellenbesetzung ausgetauscht und dessen Meinung zur Kandidatin Dr. J*** – durch Weiterleitung von Teilen einer anderen Nachricht – erfragt habe. Keineswegs sei die Einschätzung des Mag. K*** aber ausschlaggebend für die Postenbesetzung bzw. die zugrundeliegende Bewertung der Kandidaten gewesen. Auch eine Beeinflussung des Bestellungsvorganges sei dabei in keiner Weise erörtert worden. Vielmehr habe man sich lediglich zu den Bewerbern auf diese Planstelle ausgetauscht und zu einzelnen Kandidaten Hintergründe erfragt. Auch die Antwort des Mag. K*** sei letztlich für den Bestellungsprozess völlig irrelevant gewesen. Er habe selbige dann auch lediglich mit einem „OK“ quittiert, womit er die Antwort zur Kenntnis genommen aber keineswegs einem Vorgehen zugestimmt oder gar eine Weisung erteilt habe. Auf die Beurteilung der ständigen Begutachtungskommission hätten ohnehin weder er noch Mag. K*** eine Einflussnahmemöglichkeit gehabt. Die Beurteilung der Kommission habe auf sachlichen Gründen beruht, nicht aber auf parteipolitischen Erwägungen.

 

Mit Ausnahme der bereits dargestellten, verdachtsbegründenden Chatnachrichten ergab das gegenständliche Ermittlungsverfahren summa summarum keinerlei Beweisergebnisse, die im Widerspruch zu den Verantwortungen der Beschuldigten stehen. Die relevanten Aussagen der vernommenen Zeugen wurden größtenteils bereits im Rahmen der Sachverhaltsschilderung angeführt und deckten sich im Wesentlichen mit den Ausführungen der Beschuldigten.

 

Hinweise dahingehend, dass es zu einer Beeinflussung der ständigen Begutachtungskommission im Zusammenhang mit der Bewertung der Kandidaten gekommen wäre, haben sich im Rahmen des gegenständlichen Ermittlungsverfahrens nicht ergeben. Insbesondere schilderten alle Kommissionsmitglieder im Rahmen ihrer Vernehmungen, dass es vor der Sitzung zu keiner Kontaktaufnahme zum Zwecke der Beeinflussung gekommen sei (ZV Dr. T***; ZV S***, Stellungnahme Z***). Auch die Vorsitzende Dr. K*** führte diesbezüglich aus, dass es lediglich die im Rahmen der Sachverhaltsschilderung dargestellten Vorgespräche mit Mag. K*** und Dr. P*** gegeben habe (BV Dr. K***).

 

Beweisergebnisse bzw. konkrete Hinweise in Richtung einer unsachlichen Bevorzugung des Mag. E*** gegenüber den aussichtsreichen Gegenkandidaten Dr. J*** und HR Mag. Dr. L*** bei der Beurteilung durch die ständige Begutachtungskommission haben sich im Laufe der Ermittlungen ebenfalls nicht erhärtet. Vielmehr ist der Niederschrift der Kommissionssitzung sowie dem daraus resultierenden Gutachten zu entnehmen, dass sich die Kommissionsmitglieder mit den Laufbahnen und der Qualifikation der Kandidaten durchaus intensiv auseinandergesetzt haben und letztlich das (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..) sowie (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..), mithin einem Bereich, dem von den Kommissionsmitgliedern explizit besondere Bedeutung beigemessen wurde, selbigen gegenüber den Mitbewerbern als besser geeignet erscheinen ließ. Auch Dr. J*** räumte im Rahmen ihrer Vernehmung ein, dass es richtig sei, dass sie im Bereich des Verfassungsschutzes keine besondere Erfahrung aufweise (ZV Dr. J***). Dass die Kommission aufgrund unsachlicher, parteipolitischer Erwägungen zugunsten des vermeintlichen Kandidaten der Österreichischen Volkspartei entschieden haben könnte, wurde einzig vom Zeugen Dr. H*** unsubstantiiert und ohne nähere Ausführungen hiezu in den Raum gestellt (ZV Dr. H***). Auch das Kommissionsmitglied ChefInsp. S***, der selbst (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..), hielt hiezu fest, dass es – mit Blick auf die Themen (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..) – natürlich möglich gewesen sei, die Kandidatin Dr. J*** als „nur“ in hohem Ausmaß geeignet zu bewerten (ZV S***).

 

Auch abgesehen von dieser Beurteilung der Kandidaten seitens der ständigen Begutachtungskommission ergab das Ermittlungsverfahren keinerlei konkrete Hinweise dahingehend, dass es im Rahmen des verfahrensgegenständlichen Ausschreibungsverfahrens zu einer sonstigen unsachlichen, parteipolitischen Bevorzugung des Kandidaten MR Mag. E*** gegenüber seinen Gegenkandidaten gekommen wäre. In diesem Zusammenhang ist vorauszuschicken, dass eine Zuordnung der Kandidaten MR Mag. E*** und Dr. J*** zur Österreichischen Volkspartei einerseits bzw. zur Sozialdemokratischen Partei Österreichs andererseits zweifelhaft bleibt, da beide Betroffenen im Rahmen ihrer Zeugenvernehmungen angaben, „kein Parteibuch zu haben bzw. gehabt zu haben“ bzw. nie Parteimitglied gewesen zu sein (ZV Dr. J***; ZV Mag. E***). Betreffend Mag. E*** führte diesbezüglich auch der Zeuge Dr. R*** aus, dass er Mag. E*** immer nur als kompetenten Juristen wahrgenommen, jedoch nie eine politische Ausrichtung bei diesem verspürt habe (ZV Dr. R***).

 

Der überwiegende Teil der vernommenen Zeugen – mit Ausnahme des bereits erwähnten Zeugen Dr. H*** – gab zur Frage, ob beim verfahrensgegenständlichen Ernennungsvorgang parteipolitische Motive eine Rolle gespielt hätten, an, dass dies nicht der Fall gewesen sei bzw. dass man dies nicht wisse bzw. glaube (ZV Dr. J***; ZV Mag. E***; ZV Mag. R***; ZV Dr. L***; ZV Dr. E***; ZV Oberst H***; ZV M***; ZV Dr. P***; ZV Mag. H***; ZV Dr. R***; ZV Dr. T***; ZV S***).

Die Kandidatin Mag. M*** führte hiezu im Rahmen ihrer Vernehmung pauschal aus, dass derartige Motive bei jeder Besetzung eine Rolle spielen, ohne dies näher zu erläutern. Auch der Zeuge HR Mag. G*** verwies diesbezüglich lediglich pauschal und ohne weitere Konkretisierung darauf, dass schon erkennbar gewesen sei, wer ÖVP-nahe ist (ZV Mag. G***).

 

Gegen eine unsachliche, ausschließlich auf parteipolitischen Motiven beruhende  Bevorzugung des MR Mag. E*** insbesondere gegenüber der Kandidatin Dr. A*** J*** spricht letztlich insbesondere die Darstellung des Polizeipräsidenten Dr. P*** (ZV Dr. P***), wonach Dr. J*** nicht seine Favoritin gewesen sei, da er Mag. E*** sowohl fachlich als auch persönlich für den besseren Kandidaten gehalten habe. Konkret habe Dr. J*** in ihrer polizeilichen Laufbahn fachlich überwiegend in Tätigkeitsbereichen gearbeitet, die im Geschäftsbereich A der LPD *** angesiedelt waren und sei nie staatspolizeilich tätig geworden. Dies sei aber ein Hauptaufgabenbereich des Geschäftsbereiches B gewesen. Mag. E*** habe hingegen verfassungsschutzrechtliche Kenntnisse gehabt, sei lange stellvertretender Abteilungsleiter im BVT und über viele Jahre Stellvertreter und Abteilungsleiter der Abteilung für Sicherheitsverwaltung im BMI gewesen. Dort sei er für Versammlungsrecht, Waffenrecht und Vereinsrecht zuständig gewesen, mithin für Bereiche, die den Kernbereich des Geschäftsbereiches B der LPD *** darstellen. Fachlich habe Mag. E*** daher ganz klare Vorteile gehabt. Ganz wesentlich sei aber auch die persönliche Kompetenz gewesen, da es ja um seine Stellvertretung gegangen sei. Da brauche es viel Fingerspitzengefühl. Konkret gehe es dabei um schwierige Verhandlungen mit dem BMI, der Stadt *** und vor allem das Zusammenwirken Bund/Land in schwierigen Situationen. Aufgrund des Umstandes, dass das BMI von der ÖVP und das Land *** von der SPÖ geführt werden, seien oft Interessenausgleiche durchzuführen und man müsse darauf achten, dass das Thema Sicherheit im politischen Streit nicht „auf der Strecke bleibt“. Um diesen erfolgreichen „*** Weg“ weiterzuführen, habe es Vertrauen von beiden Seiten in den Polizeipräsidenten und seine Stellvertreter gebraucht. In dieser Hinsicht habe er betreffend Dr. J*** seine größten Sorgen gehabt, da diese einerseits eine sehr gescheite und kompetente Juristin sei, auf der anderen Seite aber einen Mangel darin aufweise, Kompromisse einzugehen. Dies sei in der Position des Vizepräsidenten der LPD *** aber problematisch und Mag. E*** sei im Bereich Auftreten, Gesprächsführung und dem Bestreben, einen Konsens zu finden, ganz anders gewesen. Zudem sei das Verhältnis zwischen Dr. J*** und seinem zweiten Vizepräsidenten H*** M*** angespannt gewesen und die Chemie zwischen den beiden habe nicht gepasst. Eine Ernennung der Dr. J*** hätte binnen kürzester Zeit zu Spannungen mit dem zweiten Geschäftsbereichsleiter und zu Unruhe in der Behörde geführt. Dazusagen wolle er aber auch, dass er mit Dr. J*** befreundet sei und privat keinerlei Probleme mit ihr habe.

 

Diese Darstellung steht im Einklang mit den bereits dargelegten Bedenken gegenüber der Kandidatin Dr. J***, die H*** M***, Dr. K*** und Mag. K*** geäußert hatten und die letztlich auch im Gutachten der ständigen Begutachtungskommission (….Vertraulich - § 14 Ausschreibungsgesetz…..).

 

Zusammengefasst werden die Beschuldigten nach Durchführung sämtlicher zweckdienlicher Ermittlungsmaßnahmen ausschließlich durch die bereits erörterten Chatnachrichten von bzw. an Mag. K*** belastet. Selbige zeichnen ein zweifellos eigenwilliges Bild und erwecken prima facie den Eindruck einer Personalentscheidung auf Basis parteipolitischer Erwägungen. In den nunmehr vorliegenden Ermittlungsergebnissen bildet sich dieser Eindruck jedoch in keiner Weise ab. Vielmehr indizieren die vorliegenden Ermittlungsergebnisse nachhaltig, dass die Ernennung des MR Mag. E*** zum Leiter des Geschäftsbereiches B der LPD *** durchaus auf sachlichen Erwägungen und einer im Ergebnis besseren Eignung des genannten Kandidaten beruhte. An diesem Eindruck vermögen letztlich auch die erwähnten Chatnachrichten, deren Bedeutungsgehalt zudem von Mag. K*** im Rahmen seiner Stellungnahme stark (und nicht widerlegbar) relativiert wurde, nichts zu ändern. Zumindest ist aber auf Basis der vorliegenden Ermittlungsergebnisse ein wissentlicher Befugnismissbrauch der Beschuldigten im Zusammenhang mit dem verfahrensgegenständlichen Ernennungsvorgang – sei es in Form einer auf unsachlichen Motiven beruhenden Beurteilung der Kandidaten in der ständigen Begutachtungskommission (Dr. M*** K***, ChefInsp. G*** Z***), sei es durch befugnismissbräuchliche Mitwirkung am Ernennungsvorgang (Mag. M*** K***, Mag. W*** S***) – nicht nachzuweisen. 

Ausdruck vom: 08.05.2024 07:51:57 MESZ