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Aktenzeichen:

Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) (020), 4 St 1/21y

Veröffentlicht durch:

OStA Wien (038), 11 OStA 172/22x

Bekannt gemacht am:

13.10.2022


Entscheidungsdatum:

31.08.2022

Einstellungsgrund

§ 190 Z 2 StPO


 

1. Verdachtslage

Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. (nunmehr: verehelichte P***) standen im Verdacht, als zuständige Mitarbeiter der F*** (idF: F***), sohin als Beamte, in Wien im bewussten und gewollten Zusammenwirken als Mittäter mit dem Vorsatz, dadurch einen anderen, nämlich insbesondere den Bund, an seinem Recht auf Strafverfolgung und Aufklärung von Straftaten zu schädigen, ihre Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organe in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht zu haben,

  • indem sie ab 25. Juni 2015 unter anderem trotz einer Anfrage der WKStA gemäß § 91 Abs 2 letzter Satz StPO zwecks Vornahme von Erkundigungen zur Klärung eines in einer anonymen Anzeige gegen Verantwortliche der C*** M*** im B*** AG (idF: C***) geäußerten Anfangsverdachts von Straftaten die bereits bestehenden Prüfaufträge an die O*** N*** (idF: O***) nicht explizit in Richtung einer tiefergehenden Prüfung der vom Hinweisgeber dargestellten bankgeschäftlichen und bankbetrieblichen Risken ausweiteten und überdies Informationen über Missstände im genannten Bankinstitut unter anderem im Bereich der Kreditvergaben zurückhielten, und

  • indem sie in einem Telefonat am 21. Dezember 2015 und sodann in einem Schreiben vom 14. Jänner 2016 lediglich mitteilten, dass im Rahmen der O***-Vorortprüfung bei der C*** der in der Whistleblower-Meldung erhobene Vorwurf gegen die Bank nicht bestätigt werden konnte, ohne den einschlägigen Bericht der O***, welcher sich konkret mit den Darlegungen des Hinweisgebers auseinandersetzte, zu übermitteln und darauf hinzuweisen, dass aus Anlass der Hinweisgebereingabe keine zusätzlichen Prüfungshandlungen gesetzt wurden außer jene, die auf dem ursprünglichen, noch vor Kenntnis der Whistleblower-Meldung erteilten Prüfungsauftrag (Gesamtbankrisikosteuerung, Adressenausfallsrisiko) der F*** basierten.

Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. standen daher jeweils im Verdacht, das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 StGB begangen zu haben.


2. Darstellung des Sachverhalts

Die F*** beauftragte die O*** am 27. April 2015 (GZ F***) mit einer Vorortprüfung der C*** im Sinne der Bestimmungen des § 70 BWG. Als Prüfungsgegenstand wurde der Bereich „Gesamtbankrisikosteuerung“ definiert. Das Prüfungsteam der O*** bestand aus Prüfungsleiter Mag. (FH) P*** R*** (der selbst keine operativen Prüfungshandlungen vornahm) sowie den Prüfern Mag. R*** H***, der als Senior Examiner (SE) vor Ort bei der C*** die Prüfung koordinierte und leitete, S*** M***, MA, Mag. (FH) Mag. H*** R*** und MMag. C*** S***, nunmehr S***. Seitens der C*** fungierte hauptsächlich Vorständin F*** K*** als Ansprechperson für die O***-Prüfer (ZV Mag. (FH) Mag. R***).

Im Zuge dieser Prüfung der „Gesamtbankrisikosteuerung“ ergaben sich vielfach Hinweise auf ein mangelhaftes Kreditrisikomanagement der C***, insbesondere im Bereich des Risikoklassifizierungsverfahrens und der Ausfallserkennung. Aufgrund dieser Sachlage ersuchte die O*** am 22. Juni 2015 um Ausweitung der Prüfung um das Prüfungsmodul „Adressenausfallsrisiko". Seitens der F*** wurde am 24. Juni 2015 in Entsprechung dieses Ersuchens ein ergänzender Prüfauftrag im Hinblick auf das Prüfungsmodul „Adressenausfallsrisiko“ erteilt (GZ F***).

Am 25. Juni 2015 wandte sich ein anonymer Hinweisgeber an die F*** (Whistleblower-Meldung 250), behauptete zum Betreff „C*** M*** einen „Millionenbetrug“ und begründete seinen Verdacht zusammengefasst wie folgt:

  • Vorstandsvorsitzender M*** P*** schaffe seit Jahren Millionen zur Seite.

  • Dieses Geld werde für Schwarzgeldgeschäfte und Schwarzgeldzahlungen an Funktionäre im Fußballverein M*** (Profis und Amateure), Abdeckung seiner eigenen Schulden und die seiner Kinder sowie zur persönlichen Bereicherung verwendet.

  • Üblicherweise lasse er sich ein paar Mal im Monat einige 100.000 Euro in sein Büro schicken. Von dort verteile er die Gelder.

  • Zu diesem Zweck habe er falsche Konten angelegt, und zwar lautend auf existierende, vorwiegend wohlhabende Personen, welche allerdings tatsächlich nichts von diesen Geschäftsverbindungen wüssten.

  • Diese Konten hätten zwei bestimmte Merkmale: die Familiennamen seien in Großbuchstaben geschrieben und die letzten zwei Ziffern seien immer „58“.

  • Kenntnis davon hätten einige Mitarbeiter der B*** sicherlich Frau Vorstand F*** K***, die Prokuristen und andere Angestellte der Zentrale in M***.

  • Herr E*** S***, Angestellter der B***, habe alle diese Kontobelege kopiert und bei sich zuhause, so wie auch Herr R*** B***.

  • Herrn R*** B*** von der N*** sei von diesen Vorkommnissen informiert.

Am 26. Juni 2015 ergänzte der anonyme Hinweisgeber seine Eingabe an die F*** dahingehend, dass „Fake Accounts“ (fingierte, nicht auf realen Bankgeschäften basierende Konten, Anm) anhand der Kontonummern „58XXXXXXX“ erkennbar seien.

Die F*** (Mag. N***, Dr. S*** und Dr. M***, LL.M.) übermittelten daraufhin (wahrscheinlich am 29. Juni 2015; siehe ZV Dr. B***) die gesamte Whistleblower-Meldung per E-Mail an die O*** (BV Dr. M***, LL.M.) und erteilte die mündliche Anweisung, die Vorwürfe des Hinweisgebers im Rahmen der anhängigen Prüfung zu untersuchen. Ein zusätzlicher, schriftlicher Auftrag wurde von der F*** an die O*** nicht erteilt (ZV Mag. (FH) R***, ZV L***, MA).

Prüfungsleiter Mag. (FH) R*** erteilte SE Mag. H*** den Auftrag, die vom anonymen Hinweisgeber erhobenen Vorwürfe im Rahmen der laufenden Prüfung zu berücksichtigen (ZV Mag. H***). Letzterer setzte daher die Prüfer der O*** über die Whistleblower-Meldung und die davon umfassten Sachverhalte in Kenntnis. In der Folge prüfte das Prüfungsteam – soweit mit den zur Verfügung stehenden Prüfungsstrategien und -handlungen möglich – das Kreditportfolio der C*** auf die Hinweise des anonymen Whistleblowers (ZV MMag. S***, ZV M***, MA). Das Hauptaugenmerk wurde auf allfällige falsche oder verfälschte Daten gelegt (ZV Mag. H***). Überdies wurden auch Kreditgewährungen und darauf folgende Wertberichtigungen, Kredite mit hohen Bar-Transaktionen und vorhandene Patente intensiver geprüft. Hinsichtlich des Bestehens fiktiver Kredite wurden unter anderem die Jahresabschlüsse von Kreditkunden dahingehend kontrolliert, ob die in der C*** gebuchten Kredite in den Abschlüssen der Kunden auch tatsächlich ausgewiesen wurden, was in zwei Fällen tatsächlich nicht zutraf, aber letztlich nicht in strafrechtlich relevanter Weise festgemacht werden konnte (ZV Mag. H***, ZV Mag. (FH) R***). Den Prüfern der O*** standen für ihre Prüfungshandlungen Auswertungen von Vertretern der C*** zur Verfügung; einen unmittelbaren Zugriff auf das Kernbankensystem der C*** hatten die Prüfer der O*** nicht (ZV Mag. R***). Mag. H*** legte über jede Prüfungshandlung, die mit den Vorwürfen des Hinweisgebers im Zusammenhang stand, einen Aktenvermerk an (ZV Mag. H***).

Die Verantwortlichen der C*** wurden in Absprache mit der F*** mit den in der Whistleblower-Meldung angeführten Vorwürfen von den O***-Prüfern nicht konfrontiert. Die Untersuchungen des O***-Prüfungsteams beschränkten sich in ihrer Gesamtheit auf jene Teile der Vorwürfe, die einen Bezug zur Bankenaufsicht hatten. Die vom Hinweisgeber zusätzlich angezeigten Umstände, wonach beispielsweise P*** Schwarzgeldzahlungen leistete oder relevante Unterlagen bei Mitarbeitern zu Hause aufbewahrt worden sein sollen, konnten seitens der O*** mangels Zuständigkeit nicht geprüft werden (ZV Mag. (FH) R***). Eine forensische Prüfung durch die O*** (bspw durch Vernehmung von Auskunftspersonen bzw Zeugen) war nicht vorgesehen und nach dem B*** auch nicht zulässig (BV Dr. S***). Zwischen dem Prüfungsleiter Mag. (FH) R*** bzw SE Mag. H*** und der F*** (Dr. S*** und Dr. M***, LL.M.) erfolgte regelmäßig ein mündlicher Austausch zum aktuellen Ermittlungsstand, auch bezogen auf die Whistleblower-Meldung (ZV Mag. (FH) R***, ZV Dr. P***). Ebenso tauschte sich Mag. (FH) R*** auch mit Abteilungsleiter Dr. B*** zu dieser Thematik aus (ZV Dr. B***).

Am 29. Juni 2015 teilte Dr. R*** B***, Stellvertretender Abteilungsleiter in der Abteilung für Bankenrevision der O***, der F*** (konkret Dr. S***) mit, dass er (vor Einbringung der Hinweisgebereingabe) weder schriftlich noch mündlich jemals von den in der Whistleblower-Meldung dargestellten Vorfällen informiert worden sei (der Whistleblower hatte in seiner Eingabe an die F*** behauptet, R*** B*** von den Vorkommnissen informiert zu haben, Anm). Zuvor, nämlich am 24. und 25. Juni 2015, hatte jedoch „eine Dame“ versucht, Dr. B*** telefonisch zu kontaktieren (und möglicherweise über die Malversationen bei der C*** zu informieren, Anm), was ihr aber (mangels Erreichbarkeit von Dr. B*** und Hinterlassung einer Rückrufnummer) nicht gelungen ist (ZV Dr. B***).

Am 2. Juli 2015 trat der anonyme Hinweisgeber (offensichtlich handelte es sich um dieselbe Person, die zuvor auch mit der F*** in Kontakt gestanden war, Anm) erstmalig mit der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (idF: WKStA) mittels der Kommunikationsplattform B*** (Meldungsnummer: 3***) in Kontakt (und zwar zum Betreff „C*** M***“). In den Folgetagen (bis 6. Juli 2015) fand ein schriftlicher Austausch zwischen der WKStA und dem anonymen Hinweisgeber zwecks Konkretisierung der erhobenen Vorwürfe statt, im Zuge dessen zusammengefasst folgende Informationen erteilt wurden:

  • Nach Kenntnis des anonymen Hinweisgebers sei gerade eine Prüfung der O*** (im Auftrag der F***) bei der C*** im Gange.

  • Vorstandsvorsitzender M*** P*** schaffe seit Jahren Millionen zur Seite. Dieses Geld werde für Schwarzgeldgeschäfte und Schwarzgeldzahlungen an Funktionäre im Fußballverein M*** (Profis und Amateure), Abdeckung seiner eigenen Schulden und die seiner Kinder, sowie zur persönlichen Bereicherung verwendet.

  • Üblicherweise lasse er sich ein paar Mal im Monat einige 100.000 Euro von einem Schalterbeamten in sein Büro schicken. Von dort verteile er die Gelder.

  • Zu diesem Zweck habe er falsche Konten angelegt, und zwar lautend auf existierende, vorwiegend wohlhabende Personen, welche allerdings tatsächlich nichts von diesen Geschäftsverbindungen wüssten.

  • Diese Konten hätten zwei bestimmte Merkmale: die Familiennamen seien In Großbuchstaben geschrieben und die ersten beiden Ziffern (in der an die F*** gerichteten Eingabe war ursprünglich von den „letzten beiden Ziffern“ die Rede, Anm) der Kontonummer seien immer „58“.

  • Kenntnis davon hätten einige Mitarbeiter der B***, sicherlich Frau Vorstand F*** K***, die Prokuristen und andere Angestellte der Zentrale in M***.

  • Herr E*** S***, Angestellter der B***, habe alle diese Kontobelege kopiert und bei sich zuhause, so wie auch Herr R*** B*** (der sie von S*** erhalte).

  • Herr B*** profitiere zudem insofern von diesem Millionenbetrug als er im Jahr mehr als 20.000 Euro aus diesem „Topf“ steuerfrei und sozialversicherungsabgabenfrei für seine „ehrenamtliche Tätigkeit“ als sportlicher Leiter des Fußballteams der Amateure M*** bekomme.

  • Der Schaden liege zwischen 5 und 10 Millionen Euro, da Herr P*** diese Vorgänge schon seit einigen Jahren betreibe.

  • Auf die fingierten Konten würden zuerst kleine Summen eingezahlt, in der Folge würde aber immer mehr abgehoben. Dieses Geld werde Herrn P*** von einem Schalterbeamten in der Zentrale M*** in seinem Büro ausgehändigt.

  • Herr P*** brauche keinen Vorwand, um sich dieses Geld schicken zu lassen. In der B*** werde das gemacht, was er sage bedingungslos.

  • Es wisse in der Zwischenzeit fast jeder in der Zentrale, was hier vor sich gehe.

  • Um dem Vier-Augen-Prinzip zu entsprechen, werde üblicherweise Frau Vorstand K*** zugezogen.

  • Interne Überprüfungen fänden ab und zu statt, aber P*** habe es offensichtlich verstanden, die Innenrevision irgendwie zu umgehen.

  • Es sollte ein Leichtes sein, die „Kontoinhaber“ zu kontaktieren und zu fragen, ob sie wissen, dass sie bei der C*** Konten haben.

  • Die Zahlungseingänge auf den fingierten Konten kämen dann von anderen Konten, von denen dieses Geld wiederum abgebucht werde.

  • Die Überweisungen würden von Herrn P*** selbst veranlasst.

Nach dem 6. Juli 2015 fand kein weiterer Nachrichtenaustausch zwischen der WKStA (wo die Anfangsverdachtsprüfung nunmehr unter dem AZ 2*** geführt wurde) und dem anonymen Hinweisgeber statt.

Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt (jedenfalls aber in zeitlicher Nähe zum Einlangen der Whistleblower-Meldungen) setzte SE Mag. H*** den S*** P*** of C*** (S***) der F*** in Person von Dr. M***, LL.M., darüber in Kenntnis (ZV Mag. H***), dass „bei den relativ rasch durch Excel-Auswertungen überprüfbaren Hinweisen (zB Namen in Blockbuchstaben) die Vorwürfe nicht bestätigt werden konnten.“

Am 6. Juli 2015 informierte der Prüfungsleiter der O***, Mag. P*** R***, die F*** (Dr. S***) per E-Mail in Bezug auf die Whistleblower-Meldung darüber, dass die O*** „derzeit am Erheben sei, ob die dargestellten Sachverhalte zutreffen.“ Dazu führte er wie folgt aus: „Bisher konnten wir aber aus der angegebenen Kontonummern-Logik (Nummern beginnend oder endend mit 58) die Angaben noch nicht verifizieren. Zwar bestehen Konten mit Beginn/Ende „58", deren Salden erreichen aber die angeführten Dimensionen (sechs-bis siebenstellige Beträge) bei weitem nicht. Außerdem sind die Namen der Kunden offenbar nur bei juristischen Personen in Großbuchstaben geschrieben, nicht jedoch bei natürlichen Personen dies könnte aber auch der Primärdatenanlieferung (Export ins Excel) geschuldet sein. Wir machen derzeit aufgrund der Prüfauftragserweiterung (gemeint ist die Erweiterung auf das Prüfungsmodul „Adressenausfallsrisiko“, Anm) eine umfassende Einzelfallprüfung, in die wir natürlich auch die von uns gefundenen „58er-Kunden" einbeziehen. Es wäre aber jedenfalls hilfreich, mit dem Wistleblower nach Möglichkeit Kontakt aufzunehmen und ihn zu einem Gespräch zu überreden; zumindest die Angabe von einigen Kundennamen zur Verifikation wäre jedenfalls sehr hilfreich.“

Ebenfalls am 6. Juli 2015 informierte die F*** (Dr. M***, LL.M.) den Prüfungsleiter Mag. R*** über folgende ergänzende Angaben des Whistleblowers vom 1. Juli 2015: „Außer anderen Funktionären profitiert auch Prokurist R*** B*** von diesem Betrug. Er kennt nicht nur diese kriminellen Vorgänge in der Bank sehr gut, für seine Funktion als sportlicher Leiter der Fußball-Amateure M*** bekommt er ‚steuerfrei und sozialversicherungsabgabenfrei‘ mehr als € 20.000 p.a. aus diesem ‚Topf, und das schon seit mindestens 9 Jahren‘.“

Mit Schreiben vom 7. Juli 2015 übermittelte die WKStA der F*** (Bereich I, Abteilung I/3, Dr. C*** S***) eine Note mit (punktuell zusammengefasst) folgenden Inhalten:

  • zusammengefasste Schilderung der Vorwürfe des anonymen Hinweisgebers (eine Übermittlung der Kommunikation zwischen der WKStA und dem anonymen Hinweisgeber erfolgte nicht, Anm);

  • Bekanntgabe, dass gegen P***, K*** und B*** unter 2*** ein Verfahren (gemeint war nicht ein Ermittlungsverfahren, sondern ein Verfahren zwecks Prüfung des Vorliegens eines ausreichend konkreten Anfangsverdachts, Anm) wegen § 153 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB anhängig ist;

  • Ersuchen an die F*** um Bekanntgabe, ob die C*** tatsächlich durch die O*** geprüft wird und ob im Zuge dessen Malversationen, insbesondere mit einem Schadensbetrag von mehr als 5 Mio Euro, bekannt geworden sind.

Mit Schreiben vom 13. Juli 2015 antwortete die F*** (Sachbearbeiterin Dr. M***, LL.M., Abteilungsleiter Dr. S***) der WKStA wie folgt:

  • Eine gleichlautende, anonyme Hinweisgebereingabe sei bei der F***
    am 25. Juni 2015 eingelangt
    (diese war dem Schreiben jedoch nicht angeschlossen, Anm).

  • Eine Prüfung der O*** (im Auftrag der F***) bei der C*** sei tatsächlich im Gange.

  • Die Prüfer der O*** würden die Vorwürfe des anonymen Hinweisgebers im Rahmen ihrer Prüfungstätigkeit berücksichtigen.

  • Vertreter der C*** seien über den Kontakt mit dem anonymen Hinweisgeber nicht in Kenntnis gesetzt worden.

  • Die F*** würde der WKStA über die laufenden Prüfungserkenntnisse Auskünfte erteilen.

  • Mit einem Prüfbericht der O*** sei im Oktober 2015 zu rechnen.

Am 15. Juli 2015 informierte die F*** (Dr. M***, LL.M.) neuerlich die O*** (Mag. H***) per E-Mail über ergänzende Angaben des Whistleblowers, die wie folgt lauteten: „Leider habe ich keinerlei Information über die Namen dieser "Kunden", aber wie schon erwähnt, haben diese bestimmten Konten zwei Merkmale, an denen man sie erkennen kann (Nachnamen in Großbuchstaben und die beiden ersten Ziffern der Konten sind immer 58). Außerdem haben die Angestellten E*** S*** und R*** B*** entsprechende Unterlagen bei sich zuhause (zumindest nehme ich nicht an, dass sie diese in einem Bankschließfach aufbewahren), wobei E*** S*** sicherlich mehr gesammelt hat. Zudem denke ich, dass auch die Prokuristen E*** L*** und J*** W*** solche Dokumente bei sich haben. Ob Frau Vorstand K*** derartige Unterlagen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Da ich Ihnen bereits jede mir zur Verfügung stehende Information gegeben habe, sehe ich in einem persönlichen Gespräch nicht viel Sinn und ziehe es vor, anonym zu bleiben.“

Am 31. Juli 2015 erfolgte ein Anruf von Seiten der F*** (Dr. M***, LL.M. nach vorheriger Abstimmung mit Dr. S***) bei der WKStA, im Zuge dessen mitgeteilt wurde, dass die O*** die Angaben des anonymen Hinweisgebers prüfe, aber die Vorwürfe bislang nicht bestätigt werden konnten.

Mitte August 2015 übermittelte Mag. H*** an die Abteilung Bankenanalyse bei der O*** einen Zwischenbericht, wonach sich im Bezug auf die Whistleblowermitteilung noch keine besonderen Feststellungen ergeben hätten (ZV L***, MA).

Von Seiten der O*** wurde ein mit 27. Oktober 2015 datierter Bericht über die Prüfung der C*** gemäß § 70 Abs 1 BWG verfasst, der am 29. Oktober 2015 bei der F*** einlangte. Dieser Prüfbericht zeichnete aufgrund des Umfangs und der Bedeutung der getroffenen Feststellungen ein deutlich negatives Bild des in der C*** zum damaligen Zeitpunkt implementierten Kreditmanagements. In maßgeblichen Bereichen der Aufbau- und Ablauforganisation und des Internen Kontrollsystems lagen zum damaligen Zeitpunkt keine oder unzureichende bankbetriebliche Prozesse und Regelwerke vor. Konkret waren zusammengefasst folgende Mängel feststellbar:

  • Kreditvergaben würden ohne angemessene Sorgfalt erfolgen.

  • Es gebe nur unzureichende Offenlegungen und Prüfungen der wirtschaftlichen Verhältnisse von Kreditnehmern bzw Kreditwerbern.

  • Im Bereich des Gesamtbankrisikomanagements bzw des Adressenausfallsrisikomanagements bestünden unzureichende Dokumentationen sowie intransparente und nicht nachvollziehbare Prozesse.

  • Die in Verwendung befindlichen Risikoklassifizierungsverfahren der C*** seien nicht angemessen.

  • Die in Verwendung befindlichen Richtlinien der C*** iZm Kreditvergaben seien nicht angemessen.

  • Die C*** habe ein mangelhaftes Problemkreditmanagement implementiert.

  • Die Bildung von Risikovorsorgen erfolge nicht adäquat.

  • Ausgefallene Kreditpositionen würden nicht der Risikopositionsklasse „ausgefallene Positionen“ zugeordnet werden.

Insgesamt wurden von Seiten der O*** 65 Prüfungsfeststellungen getroffen (davon 30 im Bereich „Gesamtbankrisikosteuerung“ und 35 bzgl des Prüfungsgegenstandes „Adressenausfallsrisiko“). Die Prüfungshandlungen der Prüfer der O*** deckten sowohl prozessuale bzw organisatorische Themenstellungen (Internes Kontrollsystem, Regelwerke, Aufbau- und Ablauforganisation etc) als auch Einzelfallbetrachtungen (Prüfung einzelner Kreditfälle) ab. Der Prüfbericht der O*** enthielt jedoch keine Bezugnahme auf die Eingaben des anonymen Hinweisgebers.

Dr. S*** und Dr. M***, LL.M. nahmen die inhaltliche Prüfung und Beurteilung des Prüfberichts vor. Mit Ausnahme des von der O*** aufgearbeiteten Sachverhalts im Zusammenhang mit der Begebung des Partizipationskapitals (siehe dazu unten) lagen nach deren Einschätzung keine strafrechtlich relevanten Umstände vor, sondern betrafen die Feststellungen der O***-Prüfer nur bankrechtliche Vorwürfe (BV Dr. S***).

Am 28. Oktober 2015 wurde das Prüfungsteam der O*** von der F*** ersucht, eine ergänzende Stellungnahme im Zusammenhang mit den Erkenntnissen in Bezug auf die Whistleblower-Meldung abzugeben (BV Dr. S***).

Am 4. November 2015 erfolgte innerhalb der F*** die Weiterleitung des O***-Prüfberichts an die Stabsstelle „Verfahren und Recht". Dabei wurde insbesondere die mögliche strafrechtliche Relevanz des Sachverhalts „kreditfinanzierter Ankauf von Partizipationskapital" hervorgehoben. Seitens der Stabsstelle erfolgt sodann diesbezüglich auch die Prüfung einer allenfalls notwendigen Anzeigenerstattung (BV Dr. W***). Darüber hinaus war der Prüfbericht strafrechtlich aus Sicht der Stabsstelle nicht „besonders“ auffällig.

Weder Dr. S*** noch Dr. M***, LL.M. noch Dr. W*** hielten es für möglich, Informationen über strafrechtlich relevante Missstände in der C*** unter anderem im Bereich des Kreditmanagements zurückzuhalten.

Ebenfalls am 4. November 2015 wurde der C*** von Seiten der F*** (Sachbearbeiterin
Dr. M
***, LL.M., Abteilungsleiter Dr. S***) unter Bezugnahme auf die Prüfungsfeststellungen der O*** bekanntgegeben, dass eine Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gem §§ 37 ff AVG iVm § 70 Abs 4 Z 1 BWG iVm
§ 39 Abs 1 und 2 BWG erfolgt
sei. Darüber hinaus wurde ein Verfahren zur Überprüfung der persönlichen Zuverlässigkeit der Geschäftsleiter der C***, K***, P*** und P***, gemäß §§ 37 ff AVG iVm § 5 Abs 1 Z 7 BWG iVm § 39 Abs 1 BWG iVm
§ 70 Abs 1 AktG iVm § 84 Abs 1 AktG eingeleitet.

Von Seiten der C*** erging eine mit 25. November 2015 datierte Stellungnahme an die F*** im Hinblick auf die Prüfungsfeststellungen der O***.

Am 17. Dezember 2015 übermittelte die F*** (Sachbearbeiterin MMag. N***, Abteilungsleiterin Dr. P***, unter Einbindung des damaligen Leiters des Teams „Anzeigen und Organisationsrecht“ innerhalb der Stabsstelle, Dr. W***) eine Sachverhaltsdarstellung gemäß § 78 StPO an die Staatsanwaltschaft E*** (da AZ 5***), welcher der vollständige Prüfbericht gemäß § 70 Abs 1 BWG der O*** vom 27. Oktober 2015 als Anlage beigefügt war. Inhaltlich umfasste diese Sachverhaltsdarstellung allerdings nur einen einzigen Sachverhalt, nämlich den Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit dem von der C*** kreditfinanzierten Partizipationskapital. Das Vorliegen von Eingaben eines anonymen Hinweisgebers und die darin erhobenen Vorwürfe sowie der bereits bestehende Kontakt der F*** zur WKStA wurden nicht erwähnt. Nach Einschätzung der F*** war dasmangels über den angezeigten Sachverhalt hinausgehender strafrechtlich relevanter Verdachtsfälle – zu diesem Zeitpunkt auch nicht erforderlich.

Am 21. Dezember 2015 setzte Dr. M***, LL.M. die WKStA telefonisch davon in Kenntnis, dass die F*** zwar den Prüfbericht der O*** noch nicht erhalten habe, aber von Seiten der O*** mitgeteilt worden sei, dass „kein Verdacht auf Untreue besteht“. Die bei der Staatsanwaltschaft E*** eingebrachte Sachverhaltsdarstellung betreffend die Kreditfinanzierung des Partizipationskapitals samt Bericht der O*** als Beilage erwähnte sie nicht. Seitens der WKStA wurde daraufhin (am 22. Dezember 2015) ein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung verneint und von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen die Angezeigten M*** P***, F*** K*** und R*** B*** gemäß § 35c StAG abgesehen. Begründend wurde dazu unter Berufung auf die telefonische Auskunft der F*** zusammengefasst ausgeführt, dass die Prüfung der O*** keine Auffälligkeiten in der Gebarung der Bank ans Tageslicht gebracht hätte. Am 12. Jänner 2016 wurde die F*** von Seiten der WKStA unter Bezugnahme auf das AZ 2*** von dieser Entscheidung verständigt.

Am 8. Jänner 2016 (BV Dr. S***) langte bei der F*** (über Aufforderung von Dr. M***, LL.M.) ein am 21. Dezember 2015 erstellter fünfseitiger Bericht der O*** (ohne Deckblatt, somit ohne Anführung eines Datums oder eines Ausstellers, Anm) mit der Überschrift „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ ein. Darin wurde unter anderem im Zuge einer zusammenfassenden Beurteilung Nachstehendes festgehalten: „Im Rahmen der O***-Prüfung konnte der in der Whistleblower-Meldung erhobene Vorwurf gegen den Vorstandsvorsitzenden der C*** nicht bestätigt werden. Einschränkend ist jedoch festzuhalten, dass bei der Prüfung lediglich Prüfungshandlungen gesetzt wurden, die mit dem Prüfungsauftrag (Gesamtbankrisikosteuerung, Adressenausfallsrisiko) im Einklang standen. Da im Zuge dieser Prüfungshandlungen der gemeldete Verdacht nicht erhärtet wurde und eine direkte Befragung einzelner Mitarbeiter zu möglicherweise strafrechtlich relevanten Sachverhalten betreffend ihre Vorgesetzten auch nicht im Aufgabenbereich einer bankaufsichtsrechtlichen Prüfung liegt, wurden die in der Whistleblower-Meldung namentlich erwähnten Personen seitens der O***-Prüfer nicht mit den in der Meldung erhobenen Vorwürfen konfrontiert. Daher kann der Wahrheitsgehalt der Meldung seitens der O***-Prüfer zwangsläufig nur unvollständig beurteilt werden.“ Konkret wurde überdies (wörtlich) Folgendes mitgeteilt:

Die in der Meldung angeführte Nummernlogik (Großbuchstaben, Nr. 58) bei den angeblich fingierten Konten konnte anhand der übergebenen Unterlagen nicht verifiziert werden. Es lag auch keine erhöhte Anzahl an Konten mit „heillosen" Überziehungen (sechs- bis siebenstellige Beträge) vor.

Zum Vorwurf, dass von Dir. P*** mehrmals monatlich mehrere hunderttausend Euro weiterverteilt wurden, können seitens der Prüfer keine gesicherten Aussagen getätigt werden. Es ergaben sich während der Prüfung keine Verdachtsmomente, die diesen Vorwurf erhärtet hätten, einschränkend ist jedoch auch hierzu festzuhalten, dass diesbezüglich kaum gezielte Prüfungshandlungen gesetzt werden konnten.

Auch zur in der Meldung angeführten Schadenshöhe von bis zu EUR 50 Mio. können seitens der O***-Prüfer keine gesicherten Angaben gemacht werden, diese Größenordnung erscheint jedoch nicht plausibel. Selbst bei einem wie in der C*** vorliegenden schlecht funktionierenden Risikomanagement wäre es unwahrscheinlich, dass eine Malversation in dieser Größenordnung nicht bereits aufgefallen wäre. Ein fiktives Kreditvolumen im Ausmaß von rund 15% des Gesamtkreditvolumens erscheint sehr unwahrscheinlich. Da keine Rückzahlung erfolgen würde, müssten diese Fälle laufend rolliert werden und auch der Zinsendienst müsste entsprechend dargestellt werden. Eine EWB-Bildung in diesem Ausmaß würde ebenfalls sehr rasch auffallen.“

Der Bericht war vom Prüfungsleiter Mag. (FH) R*** auf Grundlage der von Mag. H*** und Mag. S*** errichteten Aktenvermerke erstellt worden (ZV Mag. H***, ZV Mag. (FH) R***). Die Qualitätssicherung lief über Dr. R*** B***, der das (in der Folge nicht an die F*** übermittelte) Deckblatt gemeinsam mit Mag. (FH) R*** und Abteilungsleiter Dr. R*** P*** Anfang Jänner 2016 auch unterfertigte (ZV Mag. (FH) R***).

Am 14. Jänner 2016 (irrtümlich mit 14.10.2016 datiert, Anm.) erging seitens der F*** (Sachbearbeiterin Dr. M***, LL.M. nach Genehmigung am 12. Jänner 2016 durch Abteilungsleiter Dr. S***) unter Bezugnahme auf das AZ 2*** folgende schriftliche Information an die WKStA: „Die F*** teilt mit, dass im Rahmen der O***-Vorortprüfung bei der C*** M*** im B*** AG der in der Whistleblower-Meldung erhobene Vorwurf gegen die Bank nicht bestätigt werden konnte.“ Der Bericht „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ war diesem Schreiben nicht angeschlossen, ebenso wenig der Prüfbericht der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015. Weder Dr. S*** noch Dr. M***, LL.M. hielten es für möglich, der WKStA durch diese Vorgehensweise Informationen über strafrechtlich relevante Missstände in der C*** vorzuenthalten.

Zuvor hatten sich Dr. S*** und Dr. M***, LL.M. intern verständigt, dass auf Grundlage der O***-Erkenntnisse zur Whistleblowing-Eingabe der erhobene Vorwurf gegen die C*** nicht bestätigt werden habe können und daher keine weiteren behördlichen Schritte zu setzen seien. Beide hielten es nicht einmal ernstlich für möglich und fanden sich auch nicht damit ab, die Verfolgung strafrechtlich relevanter Sachverhalte zu verhindern.

Der fünfseitige Bericht der O*** mit der Überschrift „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ wurde der WKStA nie übermittelt. Zuvor waren Dr. M***, LL.M. und Dr. W*** im Rahmen eines wechselseitigen Austauschs (telefonisch und per E-Mail) übereingekommen, dass aus Gründen des Bankgeheimnisses nur die Seiten 1 und 2 des Berichts zu übermitteln sind, was aber – vermutlich aufgrund eines Versehens – auch nicht geschah (BV Dr. W***). Jedenfalls hielten es weder Dr. M***, LL.M. (die ursprünglich den gesamten fünfseitigen Bericht an die WKStA übersenden wollte, Anm) noch Dr. W*** ernsthaft für möglich, durch ihr Vorgehen strafrechtlich relevante Verdachtsfälle vor den Strafverfolgungsbehörden zu verheimlichen.

Am 1. Februar 2016 trat die StA E*** das dort zum AZ 5*** geführte Verfahren gemäß § 26 StPO zur gemeinsamen Führung mit dem Verfahren AZ 2*** an die WKStA ab. In einem Telefonat am 3. Februar 2016 informierte die Sachbearbeiterin der WKStA (OStA Mag. B***) die Sachbearbeiterin der StA E*** (EStA Mag. R***) darüber, dass der in der WKStA geführte Akt 2*** bereits nach § 35c StAG zurückgelegt worden war. Da einerseits keine Eigenzuständigkeit der WKStA nach § 20a StPO und andererseits auch kein sachlicher Zusammenhang zu den ha zu AZ 2*** geprüften Sachverhalten bestand, erfolgte eine Rückleitung des Aktes AZ 5*** an die StA E***.

Am 8. März 2016 ersuchte die StA E*** die F*** zunächst telefonisch und in weiterer Folge am selben Tag auch schriftlich um die Erteilung zusätzlicher Auskünfte betreffend das von der C*** kreditfinanzierte Partizipationskapital. Konkret wurde nachgefragt, „ob angesichts der Erhebungen und Ergebnisse im Prüfungsverfahren der Ö*** N*** vom 27.10.2015 auch unter Bezug auf die Ausführungen Seite 27 des Prüfberichte ausgeschlossen werden kann, dass die Vereinbarung zwischen der C*** M*** im B*** AG und der H*** H*** GmbH im Sideletter vom 1.6.2008 betreffend die Verzinsung des Partizipationskapitals inklusive Agio und dem dort vorgesehen Aufschlag von 1,25% p.A. tatsächlich eine Risikoabgeltung der H*** H*** GmbH darstellte“.

Mit Schreiben vom 6. April 2016 verständigte die F*** (Sachbearbeiterin Dr. M***, LL.M., Abteilungsleiter Dr. S***) die C*** vom Ergebnis der Beweisaufnahme gemäß §§ 37 ff iVm § 45 Abs 3 AVG und erteilte der C*** den Auftrag zur Herstellung des rechtmäßigen Zustands gemäß § 70 Abs 4 Z 1 BWG.

Am 19. Mai 2016 beantwortete die F*** die Anfrage der Staatsanwaltschaft E*** vom 8. März 2016, worauf Letztere am 3. Juni 2016 von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu AZ 5*** gemäß § 35c StAG absah.

Mit Bescheid vom 31. Mai 2016 erlegte die F*** (Sachbearbeiterin Dr. M***, LL.M., Abteilungsleiter Dr. S***) der C*** die Herstellung des rechtmäßigen Zustands gemäß § 70 Abs 4 Z 1 BWG auf.

Am 17. Juli 2020 führte die F*** in einer an die WKStA gerichteten Stellungnahme („ergänzende Sachverhaltsdarstellung gemäß § 78 StPO“) unter anderem Folgendes aus: „Aufgrund der Feststellungen im Prüfbericht der O*** vom 27.10.2015 erließ die F*** nach Durchführung eines Ermittlungsverfahrens den Bescheid vom 31.5.2016, mit welchem der C*** die Behebung zahlreicher festgestellter Mängel im Hinblick auf das Risikomanagement der C*** aufgetragen wurde.“


3. Aufgenommene Beweise und Würdigung

Die getroffenen Sachverhaltsannahmen beruhen grundsätzlich auf den jeweils angeführten Fundstellen im Akt.

Ergänzend ist Folgendes auszuführen:

Das von der F*** am 14. Jänner 2016 an die WKStA kommunizierte Ergebnis der Überprüfung der in der Whistleblower-Meldung erhobenen Vorwürfe, nämlich dass die Darstellungen des anonymen Hinweisgebers nicht bestätigt werden konnten, war entscheidend dafür, dass im Verfahren AZ 2*** der WKStA am 12. Jänner 2016 ein Anfangsverdacht einer Straftat verneint und gemäß § 35c StAG kein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.

Nach eingehendem Studium des (im Zuge der Aufarbeitung der strafrechtlich relevanten Vorgänge im Zusammenhang mit der Insolvenz der C*** angeforderten) Prüfberichts der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 erschienen jedoch vor dem Hintergrund der anonymen Hinweisgebereingaben vom Juli 2015 aus wirtschaftskundiger Sicht (von Seiten der WKStA wurden zwei Experten, die unter anderem auch die Fachbereiche „Bankwesen und Finanzwirtschaft“ abdecken, beigezogen, Anm) folgende Feststellungen der Prüfer für die Beurteilung, ob allenfalls von verantwortlichen Mitarbeitern der F*** Anzeige- oder zumindest Informationspflichten gegenüber den Strafverfolgungsbehörden (insbesondere der WKStA) verletzt wurden, entscheidend:

  • Die Aufgaben der im Kreditmanagement eingebundenen Abteilungen waren nicht umfassend definiert.

  • Das Vorstandsmitglied, in dessen Verantwortungsbereich die so genannte Marktfolge fällt (im Konkreten: K***), war bei vereinzelten Kreditfällen unzulässigerweise als Kundenbetreuer vorgesehen.

  • Es gab keine verpflichtende Abstimmung mit der Marktfolge im Zuge des Abschlusses risikorelevanter Kreditgeschäfte; dh ein Doppelvoting (Zustimmung sowohl des Bereiches Markt als auch der Marktfolge) war nicht durchgehend sichergestellt.

  • Ablauforganisatorische Regelwerke waren entweder gänzlich nicht vorhanden, nicht hinreichend ausgestaltet oder entsprechen nicht den tatsächlichen Gegebenheiten.

  • Der Kreditvergabeprozess war nicht allumfassend bzw mit hinreichender Sorgfalt geregelt. Der Prozess der Auszahlungskontrolle war nicht definiert.

In wirtschaftskundiger Hinsicht ließ sich vor dem Hintergrund der Prüfungsfeststellungen der O*** im Prüfbericht gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 festhalten, dass:

  • die von Seiten der Prüfer der O*** dargelegten (Mängel-)Feststellungen (insbesondere im Rahmen der Einzelkreditprüfung) unzweifelhaft Umstände (siehe bspw unzureichende Informationen zum Kreditzweck, wirtschaftlichen Umfeld des Kreditnehmers) beschrieben, wie sie auch bei fingierten Krediten auftreten können;

  • das von Seiten der Prüfer der O*** beschriebene, deutlich mangelhafte organisatorische Umfeld der C*** (fehlende Standardisierung von Prozessen sowie Kontrollen, fehlende Trennung von Markt und Marktfolge etc) das Erfolgspotential fingierter Kredite (im Sinne des tatsächlichen, ungerechtfertigten Ausschleusens von Geldern) maßgeblich begünstigen kann;

  • die bei der Einzelkreditprüfung getroffenen Feststellungen zu großvolumigen Problemfirmenkunden insbesondere aufgrund der jeweiligen Nahebeziehungen zur Bank bzw zur Sportvereinigung die Vermutung nahelegen, dass ein wirtschaftlich nicht vertretbares Handeln von Vertretern der C*** (Prolongationen von Altkrediten bzw Neufinanzierungen von Seiten der C*** ohne Hereinnahme von zusätzlichen, werthaltigen Sicherheiten oder dem Vorliegen von begründeten Restrukturierungskonzepten) vorgelegen haben könnte.

Ein konkreter Tatverdacht gegen die involvierten Mitarbeiter der F*** war daher ursprünglich insofern zu bejahen, als es keine nachvollziehbare Begründung dafür gab, warum die WKStA lediglich rudimentär über die bezughabende Informationsweitergabe durch die O*** in Kenntnis gesetzt wurde. Konkret wurden weder der Prüfbericht gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 noch wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte die (auf fünf Seiten schriftlich zusammengefassten) „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ an die WKStA weitergeleitet.

Entscheidend war daher die Klärung folgender (zum Zeitpunkt der Einleitung des Ermittlungsverfahrens ungeklärten) Fragen:

  • Wurden die bereits bestehenden Prüfaufträge an die O*** explizit in Richtung einer tiefergehenden Prüfung der vom Hinweisgeber dargestellten bankgeschäftlichen und bankbetrieblichen Risken ausgeweitet?

  • Wurden aus Anlass der Hinweisgebereingabe sonstige zusätzliche Prüfungshandlungen gesetzt außer jene, die auf dem ursprünglichen, noch vor Kenntnis der Whistleblower-Meldung erteilten Prüfungsauftrag (Gesamtbankrisikosteuerung, Adressenausfallsrisiko) der F*** basierten?

  • Wurden strafrechtlich relevante Informationen über Missstände im genannten Bankinstitut unter anderem im Bereich der Kreditvergaben zurückgehalten?

  • Existierte ein einschlägiger Bericht der O***, welcher sich konkret mit den Darlegungen des Hinweisgebers auseinandersetzte, und der nicht an die WKStA übermittelt wurde? Wenn ja, warum nicht?

Neben den Beschuldigten, die ergänzend auch schriftliche Stellungnahmen erstatteten, wurden folgende Zeugen vernommen:

  • Mag. (FH) Mag. H*** R***,

  • MMag. C*** S*** (vormals S***),

  • S*** M***, MA,

  • Mag. R*** H***,

  • Mag. (FH) P*** R***,

  • Dr. R*** B***,

  • Mag. A*** R***,

  • S*** L***, MA,

  • Dr. R*** P***.

Zusätzlich wurden folgende Unterlagen von der O*** beigeschafft:

  • Analyse EM-Rückkauf 2015,

  • Analyse_Sanierungsplan_C***_2015_final,

  • AB Analyse 2013 inkl. Meldedaten 2014,

  • JAB-Analyse2014_C***,

  • Managementprotokoll B***,

  • O*** Erledigung 12-2015 Deckblatt.

Über ein ha Amtshilfeersuchen übermittelte die F*** den E-Mail-Verkehr zwischen Frau Dr. M***, LL.M. und Herrn Dr. W*** im Zeitraum zwischen 11. und 12. Jänner 2016 sowie ein Votum im Bezug habenden Sachakt der F***.

Die durchgeführten Ermittlungen ergaben, dass seitens der F*** nach Einlangen der Whistleblower-Meldung sehr wohl die mündliche Anweisung an die Vor-Ort-Prüfer der O*** erging, die Vorwürfe des Hinweisgebers im Rahmen der anhängigen Prüfung zu untersuchen. Dass diesbezüglich kein zusätzlicher schriftlicher Auftrag erteilt wurde, ist im Rahmen der strafrechtlichen Beurteilung des Sachverhalts irrelevant.

Die involvierten Mitarbeiter der O*** bestätigten unisono, dass die vom Whistleblower dargestellten Sachverhalte im Rahmen der anhängigen Vorortprüfung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geprüft wurden. Sie wiesen aber auch ausdrücklich darauf hin, dass die Untersuchungen des O***-Prüfungsteams sich in ihrer Gesamtheit auf jene Teile der Vorwürfe beschränkt hätten, die in einem Bezug zur Bankenaufsicht standen. Eine – gesetzlich auch gar nicht vorgesehene – forensische Prüfung habe nicht stattgefunden.

Die Prüfung der Vorwürfe des Whistleblowers durch die Prüfer der O*** führte letztlich zu dem oben unter Punkt 2. beschriebenen Ergebnis, das der F*** (über deren ausdrückliche Anforderung) in einem zusätzlichen 5-seitigen Bericht (und zwar konkret auf den Seiten 1 und 2) zur Kenntnis gebracht wurde.

Nach Einlangen dieses Schriftstücks bei der F*** am 8. Jänner 2016 stellte sich behördenintern die Frage, ob die „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ an die WKStA weitergeleitet werden dürfen, was vom Beschuldigten Dr. W*** gegenüber der anfragenden Dr. M***, LL.M. (die das so wollte, Anm) vorerst auch bejaht wurde. In einem nachfolgenden Telefonat revidierte Dr. W*** seine diesbezügliche Rechtsansicht jedoch wieder und wies Dr. M***, LL.M. an, zwecks Vermeidung einer allfälligen Verletzung des Bankgeheimnisses nur die ersten beiden Seiten der fünfseitigen Eingabe zu übermitteln, was von Letzterer auch so bestätigt wurde.

Wenn Dr. M***, LL.M. im Rahmen ihrer Vernehmung als Beschuldigte behauptet, nach Einlagen des Schriftstückes auf konkrete Nachfrage von Seiten des Dr. W*** die Anweisung erhalten zu haben, das Schriftstück nicht an die WKStA zu übermitteln, steht das im eindeutigen Widerspruch zu den Inhalten des diesbezüglichen E-Mail-Verkehrs von 11. bis 12. Jänner 2016. Dass – wie Dr. M***, LL.M. angibt – die Formulierung des am 14. Jänner 2016 an die WKStA gerichteten Schreibens („Die F*** teilt mit, dass im Rahmen der O***-Vorortprüfung bei der C*** M*** im B*** AG der in der Whistleblower-Meldung erhobene Vorwurf gegen die Bank nicht bestätigt werden konnte.“) von Dr. W*** stammt, dürfte zutreffen, wobei aber zu betonen ist, dass Letzterer zu diesem Zeitpunkt von einer Übermittlung der ersten beiden Seiten des Berichts der O*** als Anlage an die WKStA ausgegangen war.

Warum Dr. M***, LL.M. entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des (ihr nicht weisungsvorgesetzten) Dr. W*** letztlich keine Übermittlung der ersten beiden Seiten der „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ veranlasst hatte, konnte im Rahmen des Ermittlungsverfahrens nicht endgültig geklärt werden. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um ein Versehen, dessen Ursache wohl in der mehrmaligen Änderung der Ratschläge des Dr. W*** im Umgang mit dem Bericht zu suchen ist (E-Mail-Verkehr am 12. Jänner 2016: 13:07 Uhr - Weiterleitung des gesamten Berichts; 15:42 Uhr - Übermittlung nur der ersten drei Seiten; 15:43 Uhr - Übermittlung der ersten zwei Seiten). Ein bewusstes und gewolltes Zurückhalten der Erkenntnisse der O***-Prüfer vor den Strafverfolgungsbehörden durch Dr. M***, LL.M. ist jedenfalls auszuschließen; dies schon deshalb, als sie ursprünglich den gesamten fünfseitigen Bericht an die WKStA übermitteln wollte. Anzumerken ist diesbezüglich auch, dass Dr. M***, LL.M. aufgrund ihrer Entlassung (siehe dazu sogleich) – im Gegensatz zu Dr. W*** – der ermittlungsrelevante E-Mail-Verkehr im Zeitraum vom 11. bis 14. Jänner 2016 im Rahmen der Vorbereitung auf ihre Vernehmung als Beschuldigte nicht mehr zur Verfügung stand.

Letztlich erbrachte das Ermittlungsverfahren keinerlei Hinweise darauf, dass es Dr. S***, Dr. M***, LL.M. oder Dr. W*** jemals ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden hätten, den Strafverfolgungsbehörden (insbesondere den der WKStA und der StA E***) behördliche Wahrnehmungen zu strafrechtlich relevanten Sachverhalten vorzuenthalten.

Relevant erschien in diesem Zusammenhang auch eine an die WKStA gerichtete Whistleblower-Meldung vom 17. August 2020, die folgenden Inhalt aufwies:Es wurde in diesem Zusammenhang auch die Mitarbeiterin entlassen, die bis vor Kurzem S*** p*** of c*** zur C*** war (offensichtlich war Dr. M***, LL.M. gemeint, Anm). Die Interne Revision hat dies untersucht, aber nichts gefunden. Es wurde Ihr dann vorgeworfen, die Sachverhaltsdarstellung der O*** gekürzt zu haben, als sie sie an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat. Dies ist zwar korrekt, aber sie hat dabei im Auftrag von Dr. W*** (Leiter Rechtsabteilung) gehandelt. Warum dies angeordnet wurde, ist mir unbekannt und völlig unerklärlich.“ Zwar wurde das Dienstverhältnis von Dr. M***, LL.M. zur F*** tatsächlich am 3. August 2020 durch Entlassung beendet, der (zumindest aufgrund der vorliegenden Beweisergebnisse naheliegende) Grund hiefür lag allerdings darin, dass sie ein als „vertraulich" gekennzeichnetes Protokoll eines Managementgesprächs vom 9. November 2018 zwischen der F***, der O*** sowie den Vorständen der C*** an die (bei dem Managementgespräch anwesende, Anm) Vorständin der C*** F*** K*** übermittelt haben soll. Die vom Hinweisgeber behauptete von Dr. W*** veranlasste „Kürzung“ einer „Sachverhaltsdarstellung“ (gemeint ist wohl der fünfseitige Bericht, Anm) trifft zwar zu, hatte aber – wie die Ermittlungen ergeben haben – rein rechtliche Gründe.

Was den Prüfbericht der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 zu den „offiziellen“ Prüfaufträgen der F*** betrifft, ergaben die Ermittlungen, dass Dr. S*** und Dr. M***, LL.M. eine inhaltliche Prüfung und Beurteilung vorgenommen hatten. Nach ihrer Einschätzung lagen mit Ausnahme des von der O*** aufgearbeiteten Sachverhalts im Zusammenhang mit der Begebung des Partizipationskapitals keine strafrechtlich relevanten Umstände vor, sondern betrafen die Feststellungen der O***-Prüfer nur bankrechtliche Vorwürfe. Schließlich ging der Prüfbericht auch innerhalb der F*** an die Stabstelle „Verfahren und Recht", wo ebenfalls – mit Ausnahme des Sachverhalts „kreditfinanzierter Ankauf von Partizipationskapital" keine strafrechtlichen Auffälligkeiten attestiert wurden.

Ein bewusstes und gewolltes Zurückhalten des Prüfberichtes der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 ist schließlich auch deshalb nicht anzunehmen, weil er im Zuge der Anzeigeerstattung durch die F*** an die StA E*** (betreffend den Sachverhalt „kreditfinanzierter Ankauf von Partizipationskapital“) zur Gänze übermittelt wurde. Die diesbezüglich von Dr. W*** geäußerte Rechtsansicht, wonach nur die behördliche Anzeigepflicht nach § 78 StPO das Bankgeheimnis durchbreche, was aber gegenüber der WKStA nicht der Fall gewesen sei, erscheint jedenfalls vertretbar.


4. Rechtliche Beurteilung

Das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt begeht, wer als Beamter mit Vorsatz, dadurch einen anderen an seinen Rechten zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes, eines Landes, eines Gemeindeverbandes, einer Gemeinde oder einer anderen Person des öffentlichen Rechtes als deren Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht (§ 302 Abs 1 StGB).

Die Beschuldigten Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. sind bzw waren als Mitarbeiter der F*** Beamte im Sinne des § 74 Abs 1 Z 4 StGB. Aufgrund des Ersuchens der WKStA vom 7. Juli 2015 „um Bekanntgabe, ob die C*** M*** tatsächlich durch die O*** geprüft wird und ob im Zuge dessen obige Malversationen, insbesondere mit einem Schadensbetrag von mehr als 5 Mio Euro, bekannt geworden sind“, waren zumindest Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. ab diesem Zeitpunkt davon in Kenntnis, dass

  • bei der WKStA eine (mit einer zuvor bei der F*** erstatteten Eingabe nahezu idente) Meldung eines anonymen Whistleblowers eingegangen ist und

  • (nach Einschätzung der WKStA) noch kein ausreichend konkreter Anfangsverdacht einer Straftat vorlag.

Die – auch für die F*** relevante – in § 78 StPO normierte Anzeigepflicht entsteht beim Verdacht einer Straftat, die den „gesetzmäßigen Wirkungsbereich“ einer Behörde betrifft. Somit lösen Wahrnehmungen einer Behörde oder öffentlichen Dienststelle im Rahmen ihrer hoheitlichen Aufgabenerfüllung, die an eine konkrete Verdachtslage auf Grund bestimmter Tatsachen anknüpfen (Schwaighofer in Fuchs/Ratz, WK StPO § 78 Rz 17 Stand 1.12.2020, rdb.at), eine solche Pflicht aus.

Innerhalb der F*** fällt die Prüfung von Anzeigepflichten in den Zuständigkeitsbereich der Stabstelle „Verfahren und Recht“, konkret in die Kompetenz des – im Tatzeitraum von Dr. W*** geleiteten Teams „Anzeigen und Organisationsrecht“. Dort erfolgt eine so genannte Vorprüfung von möglichen strafrechtlich relevanten Verdachtsfällen iSd § 78 StPO. Tatsächliche Anzeigeerstattungen werden vom Vorstand der F*** genehmigt.

Dr. S*** und Dr. M***, LL.M. waren gemäß § 53 Abs 1 BDG (iVm § 5 VBG) verpflichtet, der Stabsstelle „Verfahren und Recht“ der F*** unverzüglich zu melden, wenn ihnen in Ausübung des Dienstes der begründete Verdacht einer von Amts wegen zu verfolgenden gerichtlich strafbaren Handlung bekannt wurde. Dieser Verpflichtung kamen sie in Bezug auf den Prüfbericht der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 nach, indem sie Dr. W*** als Teamleiter über den Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit der kreditfinanzierten Begebung von Partizipationskapital durch die C*** informierten und dadurch eine darauffolgende Anzeigeerstattung an die Staatsanwaltschaft E*** samt Übermittlung des bezughabenden Berichts initiierten.

Im Hinblick auf den mit „Erkenntnisse aus der Vorortprüfung der O*** bei der C*** M*** im B*** zur Whistleblower-Meldung 250 vom 26.06.2015“ betitelten Bericht der O*** vom 8. Jänner 2016 lag keine Melde- bzw Anzeigeverpflichtung vor, weil daraus keine konkrete Verdachtslage auf Grund bestimmter Tatsachen ableitbar war. Der bezeichnete Bericht brachte vielmehr klar zum Ausdruck, dass der in der Whistleblower-Meldung erhobene Vorwurf gegen den Vorstandsvorsitzenden der C*** nicht bestätigt werden habe können. Der Umstand, dass seitens des O***-Prüfungsteams in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich klargestellt wurde, dass lediglich Prüfungshandlungen gesetzt werden konnten, die mit dem Prüfungsauftrag im Einklang standen, ist für die Beurteilung des Vorliegens einer Melde- bzw Anzeigeverpflichtung unerheblich.

Für eine Verpflichtung der F*** zur Vorlage der von der O*** erstatteten Berichte an die WKStA aufgrund eines (vor Einleitung eines Ermittlungsverfahrens) gestellten Ersuchens um Bekanntgabe von Hinweisen auf Malversationen mangelt es an einer gesetzlichen Grundlage, zumal die Leistung von Amtshilfe gemäß § 76 StPO erst nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens verpflichtend ist. Selbst wenn man von einer diesbezüglichen Verpflichtung ausgehen würde, ist die von der F*** am 14. Jänner 2016 an die WKStA schriftlich übermittelte Information als inhaltlich korrekt und (im Sinne der Anfrage) vollständig zu beurteilen.

Mangels Verletzung von Vorschriften oder Pflichten betreffend die Ausübung von Befugnissen durch die Beamten Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. kann der Tatbestand des § 302 Abs 1 StGB schon objektiv nicht erfüllt sein.

Selbst wenn man einen Verstoß gegen Pflichten annähme, hätten es Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. für gewiss halten müssen, dass ihr Verhalten, nämlich das Unterlassen einer – über den Sachverhalt des kreditfinanzierten Partizipationskapitals hinausgehenden – Anzeigeerstattung von im Prüfbericht der O*** gemäß § 70 Abs 1 BWG vom 27. Oktober 2015 dargestellten Verdachtsfällen oder die Abstandnahme von der Weiterleitung eines einschlägigen, auf die in der Whistleblower-Meldung bezogenen Vorwürfe Bezug nehmenden Berichts an die WKStA, rechtswidrig war. Dafür erbrachten die Ermittlungen aber ebenfalls keine Anhaltspunkte.

Der Tatbestand des § 302 Abs 1 StGB ist daher auch in subjektiver Hinsicht nicht erfüllt.

Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. haben daher keinen Missbrauch der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 StGB begangen.

5. Ergebnis

Das Verfahren gegen Dr. P*** W***, Dr. C*** S*** und Dr. K*** M***, LL.M. wegen § 302 Abs 1 StGB wurde gemäß § 190 Z 2 StPO eingestellt.


Ausdruck vom: 18.04.2024 17:14:55 MESZ