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Aktenzeichen:

Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) (020), 17 St 27/23w

Veröffentlicht durch:

OStA Wien (038), 10 OStA 212/23y

Bekannt gemacht am:

23.01.2024


Entscheidungsdatum:

16.01.2024

Einstellungsgrund

§ 35c StAG


Zum durch die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) geprüften Tatverdacht:

Aus Medienberichten über einen am 28. Juli 2023 in einem Innenstadtlokal in Wien heimlich aufgenommenen Tonbandmitschnitt zu Äußerungen des Sektionschef Mag. C**** P**** und der entsprechenden online zugänglichen Tonbandaufnahme ergibt sich gegen unbekannte Täter (politische Entscheidungsträger aus dem Kreis der Ö****) ein Anfangsverdacht in Richtung des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt nach §§ 15, 12 zweiter Fall, 302 Abs 1 StGB.

Im Einzelnen besteht der Verdacht, es haben derzeit unbekannte Personen (politische Entscheidungsträger aus dem Kreis der Ö****) zu noch festzustellenden Tatzeitpunkten ab dem Jahr 2010 bis zumindest 2020 in Wien und an anderen Orten den damaligen Leiter der Sektion für Strafrecht (Sektion IV) im Bundesministerium für Justiz, SC Mag. C**** P****, sohin einen Beamten, durch verschiedene Aufforderungshandlungen dazu zu bestimmen versucht, dass dieser mit dem Vorsatz, dadurch einen anderen an seinen Rechten, in concreto die Republik Österreich in ihrem Recht auf Ausübung einer gesetzmäßigen Strafrechtspflege sowie noch festzustellende Verfahrensbeteiligte in mehreren Strafverfahren in ihren Verfahrensrechten zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht, indem er in einzelnen noch festzustellenden Strafverfahren gegen Ö****-Politiker durch geeignete Maßnahmen im Rahmen der Fachaufsicht über die Staatsanwaltschaften dahingehend eingreifen sollte, dass die betroffenen Verfahren entgegen den geltenden Vorschriften zur Einstellung gebracht werden.

Demnach sind unbekannte Täter (politische Entscheidungsträger aus dem Kreis der Ö****) verdächtig, das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt nach §§ 15, 12 zweiter Fall, 302 Abs 1 StGB begangen zu haben.

Konkrete Hinweise, dass Mag. W**** S**** mit SC Mag. C**** P**** zu bestimmten Verfahren Kontakt aufgenommen hat, liegen bislang nicht vor. Aus dem aufgezeichneten Satz von SC Mag. C**** P**** „...In jedem Gespräch sagt der S****, du hast selber versagt, du hast es nie abgedreht…“ kann nicht abgeleitet werden, dass eine Einflussnahme durch Mag. W**** S**** auf SC Mag. C**** P**** zur Beeinflussung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen erfolgt ist. Der gegenständliche Satz ist lediglich als nachträgliche Bewertung des aus Sicht von Mag. W**** S**** zu passiven Verhaltens von SC C**** P**** zu sehen.

Von einem Anfangsverdacht (§ 1 Abs 3 StPO) einer Bestimmungs- oder einer sonstigen Beitragshandlung zu zukünftig durch Mag. C**** P**** zu setzenden amtsmissbräuchlichen Interventionen ist daher nicht auszugehen.

Zu Mag. W**** S**** war daher mangels Anfangsverdachts von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt nach §§ 15, 12 zweiter Fall, 302 Abs 1 StGB gemäß § 35c StAG abzusehen.

Ausdruck vom: 09.05.2024 00:35:39 MESZ